Handelnde Personen:
1. Michael Langer, Vermieter, von Beruf Buchhalter
2. Maria Kohl, nächtliche Besucherin
3. Andreas Kreis, Michaels alter Freund, Unternehmer in spe
4. Junger Polizist, Berufsanfänger
5. Älterer Polizist, in Erwartung seines wohlverdienten Renteneintritts
Erster Akt
Der Abend. Das Schlafzimmer des einsamen Mannes. Das Bett steht in der Mitte. Links ist der Kleidungsschrank mit dem Spiegel. Etwas weiter ist das Fenster. Rechts ist die Tür, die zu einem anderen Zimmer führt.
Erster Auftritt
Ein bekleideter mit einem Schlafanzug und den Hausschuhen Mann geht auf und ab im Zimmer. Auf dem Kopf trägt er ein Haarnetz. Er hat vor ins Bett zu gehen, als hört er Klingel an seiner Tür. Er geht aus dem Schlafzimmer aus und kommt wider mit einem Besucher. Der letztere trägt erst zwei Stühle und dann einen Bartresen ins Zimmer hinein.
Michael. Was zum Teufel treibt dich hierher?
Andreas. Du fragst noch!
Michael. Hör mal, Andreas! Höre doch endlich auf, jeden lieben Tag zu mir zu kommen! Mir fällt noch, dass man uns am Ende für nicht traditionellen hält!
Andreas. Mein Besuch hat einen geschäftlichen Grund.
Michael. nervös Das höre ich wohl gar nicht zum ersten Mal!
Andreas. Ich habe mich doch entschieden ein Café zu eröffnen.
Michael. Das freut mich. Pause. Sieht mit verdächtigtem Interesse die neuen Gegenstände in seinem Schlafzimmer an. Wer braucht dieses Gerümpel?
Andreas. wischt den Schweiß von der Stirn Das ist kein Gerümpel, sondern einen Bartresen und zwei passenden Stühle. Gerade gekauft. Lächelt
Michael. Warum hast du es zu mir gebracht? Das verstehe ich nicht.
Andreas. Zu dir war es näher zu tragen.
Michael. Habe ich, deiner Meinung nach, eine Wohnung oder ein Lager?
Andreas. spricht unsicher Ich meine, eine Wohnung.
Michael. Ah, das meinst du noch! Danke dir!
Andreas. Du bist doch mein Buchhalter!
Michael. Vielleicht eher dein Psychotherapeut! fängt an zu schreien Dein persönlicher Arzt!
Andreas. lächelt blöd Nein, doch der Buchhalter. Den Arzt brauche ich noch nicht.
Michael. Danach kann es zu spät werden. Pause Wenn du aber selbst zugibst, dass ich dein Buchhalter bin, dann sollst du dir für dein ganzes Leben merken, dass wir und nicht öfter als einmal in dem Vierteljahr sehen sollen.
Andreas. Meinst du, dass ich alles schaffe?
Michael. spricht wieder gnädig Klar, du Alter! Anders kann es auch nicht sein. Du bist doch der perfekte Gastronom.
Andreas. Wer bin ich?
Michael. Der Gastronom.
Andreas. Ich eröffne doch ein Café, kein Restaurant.
Michael. Wenn du sogar einen Kiosk eröffnest, um belegte Brötchen zu verkaufen, wirst du auch einen Gastronom heißen. Oder hast du etwas gegen?
Andreas. Nein, gar nicht. Um so mehr die Handelsspanne vom Restaurant ist höher, als vom Café. Das Restaurant zu eröffnen ist also vorteilhafter.
Michael. spricht ernst Fürs Restaurant braucht man das Geld! Und du hast, soweit ich weiß, so gut wie nichts. Oder hast du schon eine Bank überfallen?
Andreas. Noch nicht. Denke aber darüber nach...
Michael. Es reicht mir völlig deine dumme Scherze tagsüber zu hören, und nachts... nein, erspare du mir das!
Andreas. Es ist doch noch nicht mehr 22 Uhr.
Michael. Mit dir kommt der Morgen im Handumdrehen.
Andreas. Und meine Konkurrenten?
Michael. bekreuzt sich Um Gottes willen! Wo kommen sie doch her? Wer hat es nur gewagt, dem verdienten Gastronom den Weg zu verlaufen?
Andreas. Gerade dem Platz gegenüber, wo ich mein Café eröffne, ist Schnellrestaurant Pause McDonalds.
Michael. Ist diese Kutscherkneipe etwa ein Konkurrent für dich? Das ist doch die Kleinigkeit. Mach dir keinen Kopf. In Paar Wochen geht das Restaurant pleite und du eröffnet an seiner Stelle eine neue Filiale.
Andreas. Meinst du das wirklich?
Michael. Ja. Ich bin sogar sicher. Wenn du dich aber weiter in dieser Hoffnung sonnen wirst, was ich dir beschrieben habe, verlasse jetzt bitte meine Wohnung... und besser für immer!
Andreas. Ich bin doch heute zum ersten Mal bei dir.
Michael. mit verhaltener Wut Du warst schon heute bei mir! Zweimal!!!
Andreas. Ich war aber zuerst wie ein Freund bei dir, dann wie ein zukünftiger Unternehmer und jetzt wie ein Gastronom.
Michael. greift sich an den Kopf Ich habe einfach zu viel von dir! Sag mal, hast du schon vielleicht entschieden, das Profil deines Unternehmens zu wechseln?
Andreas. Was würdest du mir empfehlen?
Michael. Ich dachte, vielleicht sollst du die Idee mit Café zum Teufel schicken und ein Bestattungsinstitut eröffnen? Um so mehr einen Kunden hast du schon...
Andreas. drückt Michaels Hand Danke, du bist ein richtiger Freund! Ich vergesse nie, was du für mich alles gemacht hast. Darf ich fragen, wer dieser Kunde ist?
Michael. schreit Ich!!!
Andreas. Du? Pause Nein, so ein großes Opfer kann ich auf mich nicht nehmen.
Michael. Dich fragt doch keiner. Wenn meine Leiche dir ein Startkapital bringt, dann bin ich bereit. Für mich ist wichtiger, dich nie wieder zu sehen.
Andreas. Unter solcher Bedingung führe ich keine Geschäfte. Die Menschen zu bestatten bin ich bereit, aber nicht meinen Freund und nicht zum ersten Mal. Ich bin doch kein wildes Tier, um meine Freunde zu begraben. Ich bleibe also bei meiner ersten Meinung. Ich werde ein Gastronom. Ich habe mich fest entschieden. Es ist besiegelt. Es gibt aber noch etwas...
Michael. ärgerlich Was „noch etwas“? Sag doch!
Andreas. In der Nähe ist ein chinesisches Bistro...
Michael. Noch ein Konkurrent! Du unterschätzt dich, Andreas. Wenn du sogar das Problem mit McDonalds gelöst hast... Ich bitte dich, lasse die Chinesen in Ruhe! Lass sie weiter ihre Nudeln mit den Stäbchen essen! Sei gnädig, du lieber Gastronom!
Andreas. Na gut, ich denke darüber nach. Wenn du darum aber so bittest...
Michael. Ich werde dir sehr dankbar sein. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Es ist aber schon zu spät...
Andreas. Ich gehe dann. Ich habe etwas dringend zu erledigen.
Michael. weist dem Freund die Tür Gott sei Dank, dass du dringend etwas erledigen musst. Gott sei Dank!
Andreas. erinnert sich plötzlich an etwas, macht sich mit Mühe von den Michaels Händen frei und dringt wieder im Schlafzimmer durch Ich habe doch das Wichtigste noch nicht entschieden!
Michael. schreit wieder Tausend Teufel! Das hat kein Ende! Was willst du letzten Endes von mir?
Andreas. Ich muss noch eine sehr wichtige Entscheidung treffen.
Michael. Ich schwöre dir, du Gastronom, bei allem, was einem Buchhalter heilig ist, und zwar dem großen Jahresüberschuss zwischen dem Soll- und Habenteil der Bilanz, wenn du jetzt sofort nicht sagst, was dir eingefallen ist, ich...schaut sich um schlage dich mit dem Stuhl!
Andreas. Du schlägst mich mit dem Stuhl? Meinst du, dass es dir gelingt?
Michael. Ich werde dieser Stuhl wie eine Keule des Volkszornes heben und dann geschieht dir recht!
Andreas. Nun jetzt Spaß beiseite! Lass uns zur Sache kommen!
Michael. Die Geduld geht mir aus!
Andreas. Wie kann ich mein Geschäft eröffnen, ohne die wichtigste Entscheidung meines Lebens zu treffen? schweigt eine Weile
Michael. hebt den Stuhl Es reicht jetzt! Die Geduld habe ich schon verloren, gleich werde ich auch den Freund verlieren!
Andreas. Warte, bevor du mich umbringst, sag bitte, welchen Namen soll ich meinem Café geben?
Michael. Nenne es kurz und einfach.
Andreas. Wie denn?
Michael. „der Tod“
Andreas. Wie? Einfach „der Tod“?
Michael. Ja, einfach „der Tod“.
Andreas. Vielleicht „der schnelle und leichte Tod“?
Michael. Nein. Dieser Name entspricht nicht der dramatischen Realität. Besser wäre „der harte und unvermeidliche Tod“.
Andreas. Nein. Wer kommt denn ins Café mit solchen prosaischen Namen vorbei? Der Name muss, glaube ich, mit der kosmischen Resonanz verbunden sein.
Michael. Dann kenne ich genau den passenden!
Andreas. Mach’s nicht so spannend! Du schleichst selbst die Zeit.
Michael. OK. Vor deinem Tod sage ich dir, du lieber Gastronom, dass dein Café, dass du selbst nicht überschreitest, wird „Armageddon“ heißen.
Andreas. Weißt du was? Pause Mir gefällt der Name. Und stelle den Stuhl wieder auf seinen Platz. Sonst zerbrichst du ihn an meinen Kopf. Der Stuhl ist zu teuer.
Michael. Ah, höre auf! Du willst doch nicht, dass man dich mit einem billigen Stuhl umbringt, oder?
Andreas. Nein, mit einem billigen nicht. Mit meinem kann ich mir noch nicht leisten. Wenn ich aber reich werde...
Michael. Wenn du reich wirst, dann bist du mir zu jeder Zeit willkommen! Dann werde ich mit Ungeduld auf dich warten!
Andreas. Weist du mir die Tür?
Michael. Erst die Tür, sonst habe ich noch das Fenster...
Pause
Andreas. Ich weiß, es gibt nichts schlimmes, als ein unerwarteter Gast. Ich gehe also.
Michael. Das möchte ich gerne sehen.
Andreas. Glaubst du mir etwa nicht? Schade. An meiner Stelle würde sich jeder schon längst beleidigt fühlen. Ich bin aber der Gastronom und verstehe, mit welchen Menschen ich in der Zukunft zu tun haben werde. Und wie du mit mir umgehst...werde ich sicherlich mit keinem anderen Problem haben.
Michael. Ich auch.
Andreas. Muss ich etwa wirklich gehen?
Michael. Wenn du willst, dass man dich von hier hinausträgt, dann kannst du doch blieben.
Andreas. armt Michael um Ich wusste doch, dass du ein sehr gutes Herz hast!
Michael. Das hast du wohl gut gesagt. Von dem guten Herz ist aber nichts mehr geblieben. Die Wut und der Zorn herrschen nun.
Andreas. Sollen wir vielleicht Tee trinken?
Michael. Erst „Armageddon“, dann alles anderes.
Andreas. Ich verschwinde jetzt. Erzähle bitte keinem über meinen „Armageddon“. Ich finde den Namen wirklich gut.
Michael. Ich werde dir es sogar nicht zeigen. Aber nicht mehr lange...
Andreas geht aus dem Schlafzimmer aus, Michael ruft ihn aber zu.
Michael. Andreas!
Andreas. kommt zurück mit glücklicher Miene Du hast anders überlegt und wir trinken doch den Tee! Ich halte es für eine gute Idee.
Michael. Nimm deine Stühle mit!
Andreas. Stören sie dich?
Michael. Die passen nicht mit meiner Möbel zusammen.
Andreas. Eine Nacht wirst du doch überleben. Ich kann die nicht in dieser Zeit durch die ganze Stadt tragen. Man kann mich für einen kleinen Dieb halten.
Michael. Ich dachte, man soll dich für einen großen Gastronom halten. Na gut. Du kannst die hier lassen.
Andreas. setzt sich auf einen Stuhl So ist das gut.
Michael. Ich habe gesagt, du darfst die Stühle hier lassen. Du warst damit gar nicht gemeint.
Andreas. Michael!
Michael. Andreas!
Andreas. Michael!
Michael. Andreas, du brauchst schon längst zu gehen.
Andreas. steht ungern auf Ich komme morgen und wir besprechen die Sache sehr genau noch einmal. Auf Wiedersehen, du Buchhalter!
Michael. Tschüss, du Gastronom. Wirf die Tür zu!
Andreas. Lasse du lieber das Fenster für die Nacht nicht auf! Du wohnst doch am Erdgeschoß.
Michael. Das Ei will klüger sein als die Henne. Gehe schon!
Andreas. Danke für den „Armageddon“!
Michael. Höre ich dich noch wirklich?
Andreas. Ich bin nicht mehr da. Geht weg
Michael hört den weggegangenen Schritten zu. Die Tür geht geschlossen. Der Mann setzt sich ermüdet auf das Bett.
Michael. Ist er in Wirklichkeit weggegangen? Gott sei Dank! Bis zum äußersten getrieben! Warte mal ab, zeige ich dir noch einen richtigen Armageddon! Ich gebe dir das Wort! Die achtflügeligen Seraphim kommen noch zu dir und begleiten dich bis zum Himmel. Sag dann aber nicht, dass ich dich nicht gewarnt habe.
In Kürze steht Michael vom Bett, geht zum Schalter und macht das Licht aus. Dann legt er sich hin und schaltet auch die Stehlampe neben dem Bett aus. Es wird ruhig. Die Nacht. Man hört nur das leichte Schnarchen.
Zweiter Auftritt
Plötzlich wird die nächtliche Ruhe durch das Quitschen von Bremsen, das Klirren von zerbrochenem Glas und das Knarren zerbrechender Möbel gestört. Ins Schlafzimmer fährt ein Auto mit angeschaltetem Licht ein und hält kurz vor dem Bett an.
Michael. geblendet von auf ihn gerichteten hellen Licht, setzt sich im Bett, schwingt mit den Armen und schreit Armageddon! Es ist gekommen! Ich wusste es. Warum denn zu mir?! Was habe ich getan? Großer Gott! Der Mann wirft über sich die Decke, um sich von dem Weltende zu verstecken Nein, nein! Ich muss doch noch mindestens ein Paar Berichte für Cafe «Armageddon» abfassen und zum Finanzamt abgeben und dann bin ich zum Gottesgericht bereit.
Michael stellt sich schlafend. Die Autohupe nötigte ihn aber bald schon unter dem Bett hinauszukriechen.
Michael. Die Trompete des Erzengels Gabriel ist zu hören. Sie ruft mich zum heiligen Kampf. Ich kann aber nicht. Ich schaffe es nicht. Ich muss mich einfach tot stellen. stellt sich tot, dann überlegt sich sofort anders Nein, das hat doch keinen Sinn, sie brauchen doch den Toten. Ich muss mich umgekehrt lebend stellen. Ich bleibe lebend, aber ich muss mich maskieren. Es muss aussehen, dass ich schon die Stellung bezogen habe, um die Teufelkräfte zu zerschlagen. kricht auf allen vieren Lieber Gott, ich habe kein einziges Schwert an der Hand. Was mache ich ohne das Schwert? Ich habe mich gar nicht vorbereitet. Ich bin verloren! Ich soll ein Gebet verrichten. «Bilanz ist eine Aufstellung von Herkunft und Verwendung des Kapitals eines Unternehmens. Bilanz ist also eine Gegenüberstellung von Vermögen und Schulden in Kontenform.» Was fasele ich denn? Die Waagschale von Gut und Böse ist noch im Gleichgewicht. Es hängt nur von mir ab, welche Schale überwiegt. Bin ich vielleicht ein Held? Nein, ich bin kein Held. Die Helden verstecken sich nicht. Sie setzen sein Leben für Erzengel Gabriel ein. Und ich zeige ihm meinen Hintern. Ich meine den Rücken. Oh Gott! Ich bin noch hungrig! Ich habe heute noch nichts im Leibe. Und sie sind zu mir nach Hause gekommen, ohne mich vorher zu benachrichtigen. Außerdem war ich doch gar nicht beim Militär. Ich habe Plattfuß und den linken Fuß schleife ich nach. Armageddon ist echt zu einer ungelegenen Stunde gekommen!
Man hört noch eine Hupe. Dann wird eine Autotür zugeschlagen. Michael berühigt sich ein wenig und legt sich wieder aufs Bett.
Michael. Fahren die Engel etwa auch Autos? Kein Wunder. Sie sind doch freie Geschöpfe. Sie können eigentlich sogar den öffentlichen Verkehr benutzen. Ja, sie können auch schwarzfahren. Es ist mir doch egal.
Die Schritte hielten vor Michaels Bett, der wütend betet. Der Unbekannte zieht von ihm die Decke ab. Michael liegt mit geschlossenen Augen und gekreuzten über die Brust Armen und flüstert.
Michael. Mag dieser Kelch an mir vorübergehen. Ich habe noch nicht alles erledigt. Ich bin doch sehr nützlich. Ohne mich geht ja gar nicht. Ich bin unersetzbar. Es ist bestimmt ein Fehler gelaufen. Sie sollten, Sie guter Engel, nicht zu mir, sondern zum Gastronom kommen. Er wird sowieso sein Cafe nicht eröffnen. Und wenn es doch geschehen wird, wird sein Ergebnis doch gleich Null. Glauben Sie ihm nicht, dass er beschlossen hat in seinem Cafe die Menschen gut und günstig zu speisen. Seit drei Jahren verspricht er mir das und drückt sich nur vor der ehrenamtlichen Arbeit. Er hat noch nicht mehr einen Raum für sein Cafe. Er hat überhaupt nichts außer seinen idiotischen Ideen.
Ermüdet von dem männlichen unzusammenhängenden Unsinn, geht die Frau zum Bartresen und setzt sich auf den Stuhl.
Die Unbekannte. ziemlich viel getrunkene Wie lange soll ich noch alleine am Bartresen sitzen und auf Sie warten?
Michael. Wie bitte?
Die Unbekannte. Ich fragte, wie lange ich noch auf meinen Martini auf Eis warten soll.
Michael. spricht wie bisher mit geschlossenen Augen Das geht mich nicht an, dass die Engel auch betrunken fahren. Mir ist das egal.
Die Unbekannte. Ich habe nicht schlecht geparkt!
Michael. Seit wann parken die Engel? Sollen sie etwa nicht landen? Das werde ich Ihnen auch nicht einwenden. Schade nur, dass Sie für Ihre Landung meinen zweitrangigen Flugplatz bevorzugt haben.
Die Unbekannte. Welcher Flugplatz noch? Fliegt jemand weg?
Michael. Wenn Sie bei mir noch länger aufhalten möchten, dann habe ich nichts gegen, da ich sowieso keine Kräfte habe, Ihrem magischen Erscheinen zu widerstehen.
Die Unbekannte. Es ist doch unanständig mit mir beim Liegen zu sprechen, wenn ich noch fest auf meinen Beinen stehen kann.
Michael. Sie brauchen gar nicht stehen. Sie haben doch die Flügel.
Die Frau. Ist das wahr? Habe ich die Flügel?
Michael. Das wissen Sie ja.
Die Frau. Sie sind der erste, der es zu mir sagt.
Michael. Weil ich der einzige Mensch auf der Erde bin, der immer die Wahrheit sagt. Deshalb bitte ich Sie mich nicht zum Himmel mitzunehmen! Bitte!
Die Frau. Haben Sie so viel geraucht, wie viel ich getrunken habe?
Michael. Ich habe nichts geraucht.
Die Frau. Dann warum reden Sie Unsinn? Stehen Sie auf und gehen Sie zu mir, bis ich noch in der Lage bin, einem Mann Widerstand zu leisten.
Michael. steht gehorsam auf und geht immer noch mit geschlossenen Augen der weiblichen Stimme nach Ich dachte nicht, dass Sie mich so nah kennenlernen möchten. Wenn Sie aber darauf bestehen…
Die Frau. Ja, ich bestehe darauf! Und ich will auch…
Michael. unterbricht Sie wollen mich schon! Man muss zugeben, Sie haben sehr guten Geschmack und den würdigsten auf der Erde ausgesucht.
Die Frau. Ich will, dass Sie mir noch Komplimente machen und ich will in Glückseligkeit schmelzen.
Michael. Sind Sie ein eiskalter Engel?
Die Frau. Jetzt gefallen Sie mir gar nicht. Dann muss ich mit Ihnen anders umgehen. Machen Sie endlich mal die Augen auf!
Michael. Ich fürchte blind zu werden, wenn ich einen Engel im Lichte sehe.
Die Frau. Ich befehle Ihnen!
Michael. Gleich. Pause Nein, ich habe Angst.
Die Frau. Wie schenken Sie mir denn sonst Martini ein? Sie verschütten doch alles.
Michael. Das ist ja eine Gotteslästerung, einen Cocktail auf einen Engel zu verschütten. Nur das zwingt mich die Augen aufzumachen. Ich unterwerfe mich Ihnen. macht die Augen auf
Michael sieht vor sich eine bertunkene Frau und ihr Auto in seinem Schlafzimmer.
Michael. schlägt die Hände über dem Kopf zusammen Was für ein Glück!
Die Frau. Das ist wirklich ein Glück. Ich bin selbst ein Glück.
Michael. Es sieht so aus, dass Schumacher selbst nicht irgendwo in Monako oder Dubai fährt, sondern entschied, zu unserem Gebiet zu kommen. Wie kommst du hierher, Michael?
Die Frau. Michael? Sie haben mich mit jemandem anderen verwechselt.
Michael. Ach wirklich? Sie sind doch der Rennfahrer der „Formel 1“, oder?
Die Frau. Welcher Formel? Sie reden wieder Unsinn.
Michael. Ein Betrunkener wird nie einen Nüchternen verstehen können ... Bemühen Sie sich zu erklären, wie Sie nach hier geraten sind.
Die Frau. Gerade die Augen aufgemacht und befielt er schon! Ich möchte Martini auf Eis, sage ich Ihnen doch!
Michael. böse Soll ich Ihnen Martini mit oder ohne Strohhalm geben?
Maria. Klar, mit. Ich trinke die Cocktails nicht wie die anderen - in einem Zug, sondern süffele Martini vom Strohhalm. Warum hört man eigentlich keine Musik?
Michael. Sie braucht noch Musik!
Maria. Wie soll ich denn ohne Musik tanzen?
Michael. Sie haben also noch vor zu tanzen...
Maria. Ja, warum nicht?
Michael. schaut auf die Uhr Um drei Uhr in der Nacht!
Maria. Genau die richtige Zeit.
Michael. Bei mir?
Maria. Bei Ihnen...in der kaum beleuchteten Bar.
Michael. Wie wurde meine Wohnung noch nicht benannt! Aber „die Bar“ ist der beste Name! Sie sind also sicher, dass Sie zu mir gekommen sind, um ein paar Cocktails zu trinken?
Maria. Ja, wenn du ein Barkeeper bist, dann bin ich in einer Bar. Wo denn sonst?
Michael. Logisch. Das war die vernünftigste Rede, die ich je von einer Frau gehört habe und wahrscheinlich auch hören werde.
Maria. schaut sich um Gut, dass du nicht viel Kunden hast. Dann wird deine Schicht ruhig verlaufen.
Michael. Sagen Sie das nicht! Ich habe immer Angst, wenn ich mit dem Kunden allein bleibe. Manchmal kann er oder sie so was schönes anrichten, dass man nicht aus dem Staunen herauskommen kann.
Maria. Vor mir brauchst du keine Angst zu haben, du Feigling! Wenn ich schon hier bin, kann ja nichts mehr schlimmeres passieren. Ich garantiere dir deine Sicherheit.
Michael. Besten Dank!
Maria. Bitte. schaut den Mann genauer an Du siehst aber nicht schlecht aus!
Michael. Jetzt eben hat mir Jemand meine Sicherheit garantiert...
Maria. Ich habe dir den Schutz vor den anderen garantiert, aber nicht vor mir. Jetzt bring bitte meinen Cocktail und mach schöne Musik an!
Michael. Hören Sie mal! Sie sind schon genug betrunken. Sie verstehen doch kein Wort.
Maria. Man könnte glauben, du verstehst es immer.
Michael. Glaube ich auch nicht. Obwohl...Lassen Sie mich kurz überlegen...
Maria. Bevor du anfängst zu überlegen, könntest du mich endlich bedienen?
Michael. ärgerlich Und Sie inzwischen schalten die Scheinwerfer Ihres Autos aus! Sonst schlage ich die kaputt. Unabsichtlich. Ich habe schon fast das Augenlicht verloren.
Maria. Gleich verlierst du auch den Kopf! Weißt du, was sie kosten?
Michael. Das kann ich mir nur vorstellen. Um den Schaden zu ersetzen würde ich bestimmt hundert Jahre lang von Tag zu Tag auf eigene Kosten Ihren verdammten Martini auf Eis einschenken.
Maria. fügt hinzu Mit dem Trinkhalm!
Michael. Diesmal aber ohne. geht ins Wohnzimmer
Maria. Vergiss nicht noch eine Zitronenscheibe!
Michael. Zitrone gibt es nicht.
Maria. Und was gibt´s?
Michael. Es gibt zwei Scheinwerfer. Auch nicht mehr lange.
Maria. lacht demonstrativ Ich zittere vor Angst!
Michael kommt zurück mit einer Flasche Kognak, zwei Gläsern und dem Teller mit der Zukost. Dann macht er das Licht im Schlafzimmer an, steigt ins Auto ein, schaltet das Licht aus und wirft die Autoschlüssel an den Bartresen.
Die Frau. kramt in ihrer Tasche herum Wie viel schulde ich dir fürs Parken?
Michael. Lassen Sie es erst! Mein Schlafen ist sowieso wie weggeblasen. Reden wir lieber nicht über das Geld. Mindestens bis morgen früh. Und wenn einer von uns das Morgengrauen nicht erlebt, dann muss der andere schwören, die Schulden des Weggegangenen für immer zu vergessen.
Die Frau. Ich schwöre!
Michael. Ich auch. Mir ist aber doch etwa schwieriger. Aber jetzt lassen Sie uns auf unsere unvergessliche Begegnung trinken!
Die Frau. Endlich!
Michael schenkt den Kognak ein und sie stoßen die Gläser an.
Michael. klagend Oder sollen wir doch nicht trinken...
Die Frau. Warum nicht? Ich bezahle für alles!
Michael. Ich meine kein Trinkgeld. Es tut mir leid um Sie. beriecht seine nächtliche Besucherin Warum haben Sie nach den schwach alkoholischen Cocktails und dem Glas Rotwein noch Wermutwein getrunken?
Die Frau. Woher wissen Sie denn das?
Michael. atmet wieder den Frauengeruch ein Nein so was! Noch den Likör nach dem Wermutwein trinken! Das ist ein Verbrechen! Der Wandalismus!
Die Frau. fröhlich Ich war noch nie im Leben so betrunken. Und wissen Sie was? Das gefällt mir bis jetzt richtig gut.
Michael. Genau das fürchtet mich. Ich trinke also auf Ihr Debüt des weiblichen Alkoholismus.
Die Frau. Ich trinke auf das Debüt. Auf den Alkoholismus werde ich nicht trinken. trinkt aus
Michael. Essen Sie nach! Wie heißen Sie?
Die Frau. Maria.
Michael. Dann auf Ihr Debüt ohne Folgen! trinkt aus
Pause
Maria. Und wie heißt du?
Michael. Haben Sie, Maria, etwas von Armageddon gehört?
Maria. Nein.
Michael. Wunderbar. Dann heiße ich Gabriel.
Maria. Sehr seltener Name!
Michael. Stimmt. Meine Eltern haben mich so genannt und haben nicht erklärt warum.
Maria. fast weinerlich Sind sie gestorben?
Michael. stoßt der Frau ein Stück Essen in Mund Möchtest Sie den Pips bekommen!
Maria. Dann verstehe ich nicht, warum du seit...
Michael. ... fünfunddreißig Jahren
Maria. Ja, warum du seit fünfunddreißig Jahren die Eltern nicht gefragt hast, warum sie dich Gabriel genannt haben.
Michael. Sie werden nicht glauben, aber ich habe nie Zeit dafür gehabt. Berichte, Bilanzen, Konten, Vollmachten, Protokolle, Abstimmungen...
Maria. Dann bist du ein Buchhalter von Beruf. Habe ich erraten? Du arbeitest aber noch in der Bar. Kein genügendes Einkommen?
Michael. Richtig geraten. Sehen Sie, meine Wurst hat eine Wirkung. Hier ist noch ein belegtes Brot.
Maria. Hören Sie auf mich zu füttern!
Michael. Sind Sie beleidigt? Ganz umsonst. Ich wollte Ihnen nur freundschaftlich helfen. Alleine würden Sie nicht schaffen. Sie haben bestimmt nicht nachgegessen.
Maria. Kein Krümchen, hast du Recht. Woher weißt du so viel über mich?
Michael. sieht sein Schlafzimmer an Woher ich weiß? Ich kann auch sehen, was du mit meinem Zimmer gemacht hast. Das gibt es nicht!
Maria. winkt nachsichtig ab Das macht nichts. Ich habe noch ganz andere Streiche gemacht. Du kennst mich noch nicht!
Michael. Es lief mir eiskalt über den Rücken hinunter.
Maria. Du kennst solche Frauen nicht.
Michael. Zum Glück.
Maria. Dann hast du solche nicht gehabt und folglich auch keine wahre Liebe erlebt.
Michael. Gott steh mir bei!
Maria. Du verstehst einfach nicht, worauf du verzichtest.
Michael. Doch. Ich verstehe schon. An einem Autorundstreckenrennen kann ich noch teilnehmen. Dabei werde ich aber nie einen Weltmeistertitel erwerben.
Michael macht sein Glas voll und trinkt aus.
Maria. Und ich?
Michael. Dir reicht es schon. Sag mir, Maria, welcher Wind dich zu mir hereingebracht hat?
Maria. Ich bin gefahren...und dann reingefahren.
Michael. Du bist also gefahren...Wie lange?
Maria. Ich weiß nicht mehr. Sollte ich nicht?
Michael. Wie soll ich das erklären, damit du verstehst und es dich nicht beleidigt...
Maria. Ich wusste nicht, dass deine Schicht schon zu Ende war.
Michael. Ich sage dir ganz ehrlich, ich hatte eigentlich gar nicht vor, heute aufzumachen.
Maria. Glaube mir, Gabriel, ich wollte nicht dich auf der Arbeit aufhalten. Du hast ja bestimmt eine Frau und Kinder.
Michael. Ach ja, meine Kinder. Meine Frau wird sicherlich eine Szene machen. Sie ist sehr eifersüchtig. Die Arme sucht immer wieder nach den Beweisen meiner Untreue.
Maria. Warum wirst du denn deiner Frau untreu?
Michael. Jetzt wälzt du die Schuld auf einen anderen. Das kannst du gut machen.
Maria. Schämst du dich nicht?
Michael. Maria, bringe mich nicht zur Sünde. Ich bitte dich, sonst...
Maria. Was denn sonst?
Michael. Dann schalte ich keine Musik an. Du wolltest doch noch tanzen, oder?
Maria. Darf ich wirklich?
Michael. Jetzt ist es egal. Meine Frau wird mir sowieso nicht glauben.
Maria. Wir können dann zusammen zur dir nach Hause gehen. Ich werde ihr alles, so gesagt, zwischen Frauen erklären.
Michael. Nein, zwischen Frauen wird bestimmt nicht gehen. Sie wird dich gar nicht hören, lässt dich sogar nicht über die Schwelle. Und ich werde die ganze Nachte vor ihr knien und die Verzeihung erbitten.
Maria. Streng bei euch!
Michael. Das stimmt. Die letzte Phase des Matriarchats.
Maria. Was heißt das „die letzte Phase des Matriarchats“?
Michael. Wenn ein Mann auf einem Sockel im Käfig sitzt und der Schüssel vom Käfig behält die Schwiegermutter.
Maria. Hast du noch eine Schwiegermutter?
Michael. Gewiss doch!
Maria. Du bist glücklich!
Michael. Na ja. Welche Musik möchtest du hören...zum letzten Mal?
Maria. Etwas fröhliches.
Michael. Mozart, vielleicht?
Maria. Ich habe nichts gegen.
Michael. „Requiem“?
Maria. Gut. Nein, warte mal! Nein, „Requiem“ nicht. Ich sagte doch etwas fröhliches und zündendes.
Michael geht zum Auto, schaltet das Radio an und sucht lange eine Welle mit einer passenden Melodie. Bald findet er sie und fordert Maria zum Tanz auf. Sobald sie aber nur angefangen haben, ist das Lied zu Ende und sie warten in Stille auf ein neues. Die Frau schaut in der Zeit skeptisch das Aussehen des Mannes an.
Maria. Das Haarnetz hättest du schon längst ausziehen können. zieht selbst das Haarnetz aus und zerzaust das Haar So gefällt mir viel besser.
Michael. Meinst du, so habe ich mehr Chancen, einer Frau zu gefallen?
Maria. Du kannst mir glauben, dass du jetzt unwiderstehlich bist. Er wäre aber besser...
Michael. Was wäre besser?
Maria. Du hast eine seltsame Uniform an, die mehr wie ein Schlafanzug aussieht. Hättest du etwas anderes angehabt, dann konnte man sich in dich verlieben.
Michael. In mich?
Maria. Ja.
Michael. Dann warte einen Augenblick, ich komme sofort.
Der Mann macht schnell den Schrank auf, reißt etwas heraus und geht ins Wohnzimmer. Unterwegs nimmt er auch die Flasche Kognak von dem Bartresen weg.
Maria. Vor mir brauchst du den Kognak nicht zu verstecken. Ich möchte nicht mehr trinken.
Michael. Ich verstecke ihn vor mir, Masha. Und wenn ich ihn gut verstecke, dann kann monatelang nicht finden.
Maria. Das hat einen Vorteil.
Michael. Welchen denn?
Maria. Dann wird der Kognak abgelagert. Er hat dann einen besseren Geschmack und das angenehme Aroma.
Michael. spricht von dem Wohnzimmer Für eine Debütantin hast du kein schlechtes Wissen über Kognak. Hier bin ich! kommt ins Schlafzimmer herein
Maria. Die Krawatte passt zu deinem Anzug nicht besonders, aber auch nicht schlecht.
Michael. Ist das alles, was du einem Barkeeper, der Überstunden macht, sagen kannst?
Maria. Ich würde es lieber deiner Frau sagen.
Michael. Was denn, wenn es kein Geheimnis ist?
Maria. Dass ich sie beneide.
Michael. Ich werde es ihr sagen. Wörtlich.
Das Radio fängt wieder an zu spielen. Es erschallte eine schöne, aber traurige Melodie. Das Paar tanzt.
Maria. Küsse mich.
Michael. Warum denn das?
Maria. Ich brauche es.
Michael. Möchtest du an ihm mit meiner Hilfe rächen?
Maria. Ist das nicht gleich? Ich will es einfach. Sehr.
Michael. Ich auch. Wenn ich den Engel gesehen habe, habe ich gedacht, dass ich noch nie so eine Frau geküsst habe.
Maria. Dann wir haben einen gegenseitigen Wunsch und deine Frau soll auf mich dann nicht böse sein.
Michael. Und dein Mann auf mich.
Maria. Sprechen wir nicht darüber.
Michael. Du hast Recht. küssen sich
Pause
Maria. hält sich von dem Mann fern Es reicht jetzt! Sonst kann die Sache noch ein Nachspiel haben.
Michael. Ich will aber noch mehr.
Maria. Beträge dich nicht kindisch. Wir sollen es nicht. Mir dreht sich schon alles im Kopfe.
Michael. Dreht sich dein Kopf im oder entgegen dem Uhrzeigersinn?
Maria. Entgegen.
Michael. Man braucht dann deinen schönen Kopf jetzt dringend andersherum zu drehen. Sonst wird er wackelig und fällt im Endeffekt um.
Maria. Bist du sicher?
Michael. Ich bin doch der erfahrene Barkeeper. Wenn ein Kunde in meiner Bar betrunken wird, dann fange ich an ihn zu drehen.
Maria. Ich bin zum ersten Mal in einer Bar, wo einen Dienst des Uhrmachers geleistet wird. Du garantierst also, dass dein Kuss meinen Kopf wieder in Ordnung bringt...
Michael. Masha, du bist nicht meine erste Kundin und ich hoffe nicht die letzte. Meine Bar, ich meine, die Uhrmacherwerkstatt garantiert das erforderliche Ergebnis.
Maria. willigt ein Na gut. Aber nicht lange. küssen sich
Pause
Maria. Gabriel, lasse mich doch!
Michael. Das kann ich nicht.
Maria. Warum?
Michael. Sieht so aus, dass ich an dich festgewachsen bin und nichts kann mich von dir trennen.
Maria sitzt auf dem Stuhl. Michael steht neben ihr und starrt auf sie.
Maria. Was ist mit dir los?
Michael. Mir ist schlecht.
Maria. Und warum?
Michael. Weil es dir wieder gut geht.
Maria. Ja, ich fühle mich viel besser. Du bist ein Zauberer. Das werde ich nie vergessen.
Michael. Ich habe einfach deine innere Uhr richtig eingestellt. Ich muss zugeben, es war nicht leicht. Und wenn dein Kopf sich aufklärte, dann ist es die richtige Zeit mir zu sagen, was dein Auto in meinem Schlafzimmer macht.
Maria. Wie alle Autos, es steht in seiner Garage, ermüdet für den verrückten Tag, wie ein Lastpferd.
Michael. Schon wieder die neuen Namen für meine Wohnung! Aber die Garage und der Pferdestall können doch nicht mit der Uhrmacherwerkstatt konkurrieren. Ich vermute, dass sie auch nicht die letzten Namen sind.
In der Nacht dringt das Alarmsignal eines Polizeiautos. Die rot-blauen Lichte blitzen im Schlafzimmer auf. Man hört, wie das Auto anhält und die Ordnungshüter aussteigen. Michael geht ins Wohnzimmer und kommt wieder schnell zurück.
Maria. Sehr ungewöhnliche Melodie wird im Radio gesendet. Mit den farbigen Lichtern sogar.
Michael. Gleich kommen auch die Moderatoren um zu erfahren, ob uns die nächtliche Sendung gefällt.
Maria. begeistert Ist das wahr?
Michael. Das erlebe ich echt zum ersten Mal, dass man alles auf Treu und Glauben annimmt. Natürlich nicht. Zwei Polizisten kommen gleich.
Maria. Wozu?
Michael. Anscheinend für ein Autogramm und um mit uns über den zukünftigen Liederspielplan zu verständigen.
Maria. Was sollen wir machen?
Michail. Du musst schnell nüchtern werden.
Maria. Schnell kann ich doch nicht.
Michael. Schmerzlos hoffe ich auch nicht. Aber das kommt noch später. Jetzt leg dich schnell ins Bett hin!
Maria. Und wo legst du dich hin?
Michael. In meinem Schlafzimmer gibt es nur ein Bett. Deswegen lege ich mich mit dir.
Maria. Damit bin ich nicht einverstanden. Ich bleibe dann auf dem Stuhl sitzen.
Michael. Möchtest du deinen Führerschein bis Ende deines Lebens verlieren?
Maria. Nein.
Michael. Dann gehe ins Bett ohne weiteres! Sie gehen schon. Ich mache das Licht aus.
Michael schaltet das Licht aus und legt sich neben der Frau hin. Sie bedecken sich und hören, wie zwei Unbekannten sich nähern.
Dritter Auftritt
Im Dunklen erhellen die Taschenlampen und zwei Polizisten betreten das Schlafzimmer. Ihre Schatten erheben sich bis auf die Zimmerdecke. Ein Polizist geht gerade, der andere schleicht sich heran und weicht vorsichtig zurück.
Junger Polizist. Ist jemand da?
Älterer Polizist. Sei still! Ach, dieser Anfänger! Wieso schreist du denn? Was machen wir denn, wenn hier die ganze Bande ist? Wir sind doch nur zu zweit.
Junger Polizist. Wir sind aber in Ausübung unseres Berufes in Befolgung der verfassungsmäßigen Ordnung und Ruhe in unserer Stadt.
Älterer Polizist. Das wirst du alles erzählen, falls sie dich foltern. Dann kannst du ihnen auch deinen Dienstausweis vorweisen.
Junger Polizist. Ich weise lieber meine Waffe vor!
Älterer Polizist. Stimmt bei dir wohl nicht ganz? Das darfst du auf keinen Fall tun! Sonst machen sie von dir ohne Verwarnung einen Durchlag. Mein Gott, wie unerfahren bis du noch! Warum hat man mir dich nur aufgehalst!
Junger Polizist. Damit Sie mit mir Ihre wertvolle Erfahrung teilen.
Älterer Polizist. Ich fürchte, dass ich bald mit keinem meine Erfahrung teilen kann...Lass uns besser weg von hier gehen. Es sieht so aus, dass in dieser Wohnung keiner da ist. Alles ist also in Ordnung.
Junger Polizist. Es ist doch nicht alles in Ordnung! Haben Sie irgendwo gesehen, dass bei einem ein Auto im Zimmer steht?
Älterer Polizist. Und was wundert dich so? Ich habe für meine fünfundzwanzigjährige Erfahrung viel mehr gesehen: die überseeischen Vögelchen, die wohlgenährten Hamster und die lieben Kakerlaken. Und das Auto ist ein harmloser Gegenstand. Und das Leblose kann nicht einem lebenden Wesen die Schaden verursachen. War es genug überzeugend?
Junger Polizist. Nicht ganz. Man muss sich in dieser Sache bis zum Ende zurechtfinden.
Älterer Polizist. Bis zum Ende brauchst du nicht. Und spiel jetzt Sherlock Holmes nicht! Was kann man hier überhaupt zurechtfinden, wenn es nichts zu sehen ist?
Junger Polizist. schreit Ist jemand da?
Auto fahren
Maria. sagt leiser zu Michael Warum stellst du dich taub? Du wirst doch angesprochen!
Die Polizisten werden starr und horchen auf.
Michael. Sei ruhig! Dann läuft es vielleicht alles gut ab.
Maria. Gabriel, höre auf mich zu umarmen!
Michael. Ich schmiege mich vor Angst an dich an. Habe doch Verständnis!
Älterer Polizist. spricht zu sich selbst Seit wann sagt die Frau einem Mann ab?
Junger Polizist. Haben Sie das sonderbare Sprechen gehört?
Älterer Polizist. Nein.
Junger Polizist. Es ist seltsam. Als ob ich etwas gehört hätte.
Älterer Polizist. Es kann nicht sein. Du hast Gehörshalluzinationen. Du musst zur medizinischen Kommission und am besten jetzt sofort.
Junger Polizist. Stellen Sie nur vor, dass wir uns jetzt mitten in Geschehen befinden und es handelt sich um ein Verbrechen des Jahrhunderts.
Älterer Polizist. Gott bewahre! Mit einem gewöhnlichen Diebstahl kann man nicht über ins klare kommen und mit dem Verbrechen des Jahrhunderts um so mehr. Wir sollen lieber gehen. Lass uns besser diese Sache nicht aufbürden!
Junger Polizist. Es ist zu schade zu gehen.
Älterer Polizist. Glaube mir, du junger Mann, in unserer Arbeit ist wichtiger nicht die Belohnung zu erwerben, sondern ein Rentenalter zu erreichen. Und am besten ohne eine Schussverletzung.
Junger Polizist. Vielleicht haben Sie Recht. Wir treten zurück.
Älterer Polizist. Laufen wir lieber weg!
Junger Polizist. Einen Moment noch. Ich sehe mir nur das Auto von innen an. Ich verstehe immer noch nicht, wie das Auto hier hingelangen kann.
Er steigt ins Auto ein.
Älterer Polizist. Mir gefällt hier gar nicht. Nicht dass wir in die Falle gehen...
Junger Polizist. Schade, dass der Schlüssel nicht da ist. Sonst könnten wir ein wenig das Auto fahren.
Das Gespräch zwischen Mann und Frau ist wieder zu hören.
Maria. Sie werden gleich mein Auto stehlen.
Michael. Wer braucht es denn?
Maria. Ich.
Michael. Dann kannst du zu ihnen gehen. Mein Leben ist mir wichtiger. Und kneife mich nicht! Ich werde es sowieso nicht tun.
Älterer Polizist. spricht zu sich selbst Seit wann verzichtet ein Mann auf die Erfüllung seiner männlichen Pflichten?
Junger Polizist. Und jetzt? Haben Sie die Stimmen gehört?
Älterer Polizist. Nein. Gar nichts.
Junger Polizist. Als ob ein Mann mit einer Frau gesprochen hätten.
Älterer Polizist. Dir dünkt. Das Gespräch ist übrigens auch wie die Welt alt. Die einen wollen, aber machen nichts, die anderen bemühen sich, aber können nicht.
Junger Polizist. Dann haben Sie doch etwas gehört!
Älterer Polizist. Kein einziges Wort. Mystik. Ich kann dir, du junger Mann, einen guten Rat geben. Mische dich nie in Familienstreiten ein. Daraus ist noch kein Polizist sich heil und unversehrt herausgefunden.
Junger Polizist. Ich möchte aber doch dieses Auto wie ein Beweismittel des Verbrechens zu unserem Polizeirevier mitnehmen. Haben wir ein Schleppseil?
Plötzlich hört man eine Balgerei auf dem Bett und ein Mann bumst zu Boden auf. Die Polizisten sind erschrocken und richten die Pistolen und Taschenlampen auf ihn.
Älterer Polizist. Halt! Keine Bewegung! Eine Bewegung und ich werde deinen Kopf zerschmettern!
Junger Polizist. Sie haben Recht zu schweigen und einmal Ihren Rechtsanwalt anzurufen.
Michael. Na toll! Und wehrend des Anrufes werden Sie mich erschießen.
Junger Polizist. Warum meinen Sie es?
Michael. Wie kann ich, Ihrer Meinung nach, einen Anruf tätigen, ohne mich zu bewegen?
Älterer Polizist. Noch eine Bewegung und ich schieße!
Michael. Beruhigen Sie sich! Ich bewege mich nicht. Ich atme nur laut.
Älterer Polizist. Dann atmen Sie nicht, wenn Sie am Leben bleiben möchten!
Michael. Das geht gar nicht. Dann wartet ein unvermeidlicher Tod in jedem Fall auf mich.
Älterer Polizist. Jetzt verstehst du selbst, dass es kein Scherz ist. Bewege dich also nicht! Und atme nicht!
Michael. Mit Schweigen bin ich auch einverstanden. zum jüngeren Polizist Was ist denn mit ihm?
Junger Polizist. Sie haben meinen Chef zu Tode erschrocken.
Älterer Polizist. tut mutig Vor einem Verbrecher kann ich mich doch nicht erschrecken! Wenn ich sogar hundert ausgesprochen Mordskerls treffe, wird mir kein einziges Haar zu Berge steigen.
Michael. Weil Sie immer eine Schirmmütze tragen. Und ich wette, darunter haben Sie die Kaltwellen.
Junger Polizist. Sie haben nicht geraten! Mein Chef schert seinen Kopf kahl.
Michael. Um zwischen den rasierten Banditen verlorengehen?
Älterer Polizist. Ich hätte dich am besten noch am Anfang geschossen.
Michael. Kann ich jetzt meinen Rechtanwalt anrufen oder richten Sie weiter auf mich ihre Spielzeugpistolen?
Älterer Polizist. Warum denn Spielzeugpistolen?
Michael. Weil sie nicht schießen.
Älterer Polizist. Gleich wirst du sehen, wie eine Spielzeugpistole schießt! schießt
Junger Polizist. Warum haben Sie geschossen?
Älterer Polizist. Der erste Warnschuss in die Luft, den zweiten in Verbrecher...
Michael. Klar doch! In der Luft! Sie haben meine Decke beschädigt.
Älterer Polizist. Prüfe mal nach, ob er eine Waffe hat!
Junger Polizist. Und wenn er einen Kamikazegürtel anhat?
Älterer Polizist. Sehr gut! Daran habe ich nicht gedacht. Dann werden wir das Geschoß mit dem Terroristen sprengen.
Michael. Mit wem???
Älterer Polizist. Mit dem Terroristen. Ich suche dich in der ganzen Welt und du hast dich hier versteckt. Diesmal wirst du mir aber nicht entlaufen! Ich werde dich von überall herausziehen!
Michael. Von wo?
Junger Polizist. Von dem Bunker, wo sich die internationalen Terroristen befinden und die neuen Terrorakte im Sinne haben.
Älterer Polizist. Wir passen schon längst auf dich auf und haben uns heute entschieden, deine ganze Terrorgruppe auf frischer Tat zu ertappen. Meintest du wirklich, dass wir deinen alten verbrecherischen Trick mit dem Auto nicht verstanden haben? Hältst du uns für die Narren?
Michael. Meinen Sie, dass das Auto im Schlafzimmer nur zum Schein ist?
Älterer Polizist. Wir werden dir nichts sagen. Unsere Gedanken wirst du ja sowieso nicht erraten. Merk es dir, dass du die Sache mit der Spezialisten der Polizeiakademie zu tun hast, nicht mit den Neueingezogenen eines Trainingslagers.
Michael. Seid ihr alle verrückt? Ich bin kein Terrorist. Ich bin der Buchhalter.
Junger Polizist. Das ist ein echtes Glück! Wir haben einen Buchhalter verhaftet. Er wird uns alle geheimen Konten verraten. Wir sollen ihn zum Polizeirevier mitnehmen.
Älterer Polizist. Oder vielleicht besser zu meinem Landhaus? Da werden wir ihn schnell spalten und seine Mittäter werden ihn nicht finden.
Michael. Doch, sie finden mich. Sie lassen mich nicht im Stich. Wie haben doch die gegenseitige Deckung: einer für alle... allen bis zum letzten Polizisten.
Älterer Polizist. Drohe uns nicht! Du jagst uns keine Angst ein. spricht zu seinem Begleiter Kannst du bitte...dreht sich zu einer anderen Seite oder du...
Junger Polizist. Wir brauchen Verstärkung.
Älterer Polizist. Wir werden uns schon aus eigener Kraft erwehren. sagt zu Michael Sag deinen Mittätern, dass die Kugel schon für dich gegossen war. Am Leben bleibst du sicherlich nicht.
In diesem Moment eilt Maria Michael zu Hilfe. Sie wirft die Decke ab und steht auf.
Maria. Habe keine Angst, Gabriel! Ich bin bei dir.
Die Polizisten stürzen zu Boden und beziehen Rundumverteidigung. Sie sprechen leise miteinander.
Älterer Polizist. Wie viel seid ihr denn auf meinen Hals?
Junger Polizist. Vielleicht sollen wir uns sofort ergeben?
Älterer Polizist. Sofort dürfen wir nicht. Wir müssen erst die Verhandlungen aufnehmen. Höre mich zu, aber glaube nicht besonders an meine Worte. spricht per Funkgerät Der erste, der erste, ich bin der letzte. Wie hören sie mich? Verhandlungen führen...Alles klar. Ich habe Sie verstanden. Ich fange an. “Achtung! Achtung! Ihr Haus ist umringt. Der Widerstand zu leisten, hat keinen Zweck. Im Gegenfall habe ich einen Befehl, das Wirkungsfeuer auszulösen. Wir haben die Überlegenheit an Zahl, Moralität und Professionalismus. Fünfzig Polizisten, zwölf Scharfschützen, drei Hubschrauber und einen Satellit halten Sie am Haarkreuz der Waffen und warten, um Sie zu durchlöchern. Verschärfen Sie Ihre Situation nicht und strecken Sie die Waffen. Die Zahl Ihres verbrecherischen Syndikats ist uns bekannt. Ihre Mittäter werden gleichzeitig auf allen Kontinenten verhaftet. zu seinem Begleiter Und wie war´s?
Junger Polizist. Cool. Wann kommt die Unterstützung?
Älterer Polizist. Du hast wohl nichts verstanden.
Junger Polizist. Doch. Ich habe alles verstanden. Ich glaube, ich höre schon die Hubschrauber mit der Festnahmegruppe.
Älterer Polizist. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann die Polizisten rechtzeitig an dem Tatort erscheinen.
Junger Polizist. Werden wir nicht gerettet?
Älterer Polizist. Doch. Aber nur unsere leblosen Körper.
Junger Polizist. Und Ihre Verhandlungen?
Älterer Polizist. Das war nur Bluff. Ich sagte doch, du solltest keinem Wort glauben.
Maria. tritt an das Auto heran, hinter dem sich die Polizisten verstecken Liebe Polizisten, ich habe lange Ihre Unterhaltung gehört. Jetzt bin ich an der Reihe zu sprechen. Wenn Sie sofort Ihre Waffen nicht strecken, dann werden Sie mir das büßen müssen!
Älterer Polizist. Uns sind mehr, als sie denken. greift das Funkgerät „Der erste, der erster! Ich bin der letzte!“
Junger Polizist. Warum denn „der letzte“ und nicht „der zweite“?
Älterer Polizist. Du bist stumpfsinnig! Damit die Terroristen nicht erraten, zu wie viele sind wir.
Maria. Ergeben Sie sich endlich?
Junger Polizist. laut Die Polizisten ergeben sich nicht!
Älterer Polizist. Gut gesagt. Wie im Kino. Ich würde dir aber empfehlen solche Worte nicht zu werfen. Sonst werden wir nicht nur mit der Gefangenschaft davonkommen.
Maria. Sie warten umsonst auf Ihre Unterstützung. Fünfzig Polizisten, zwölf Scharfschütze und drei Hubschrauber haben schon vollzählig kapituliert.
Junger Polizist. Das kann nicht sein!
Älterer Polizist. Dann wird uns der Satellit retten.
Maria. Keine Hoffnung. Ich habe ihn abgeschossen und seine Trümmer verbrennen in dichten Atmosphärenschichten.
Älterer Polizist. Wir hatten einen einzigen Satellit in unserer Verwaltung und Sie haben auch ihn nicht verschont. Die Terroristen haben ja kein Herz! sagt zu seinem Begleiter Mach was du willst, ich ergebe mich. Mir bleibt nur zwei Monate und vierzehn Tage bis zur Rente. zu Maria Ich ergebe mich.
Junger Polizist. Wir ergeben uns. Die Polizisten strecken die Waffen und stehen mit hoch erhobenen Händen auf
Maria. Endlich mal. zu Michael Schalte das Licht an!
Das Licht geht an. Man sieht drei Männer, die mit hoch erhobenen Händen vor einer bewaffneten Frau stehen.
Maria. Gabriel, lass du doch deine Hände herunter!
Michael. Ich leiste keinen Widerstand. Bitte, töten Sie mich nicht!
Älterer Polizist. leise zu seinem Begleiter Siehst du, wie streng bei denen ist. Wenn man sich einmal ergibt, töten sie auch seine Leute.
Junger Polizist. Eiserne Disziplin. Nicht wie bei uns.
Maria. Genug der Worte! Sonst werden Sie es mit mir zu tun kriegen!
Älterer Polizist. Wir sprechen gar nicht. Wir zollen Ihnen Bewunderung. Sie haben die antiterroristische Operation so geschickt durchgeführt!
Junger Polizist. Er meint eine terroristische Operation. Das war echt toll.
Älterer Polizist. Sie sind der Profi.
Maria. Gabriel, hältst du noch lange deine Hände hoch?
Michael. Darf ich sie etwa herunterlassen?
Maria. Das hättest du noch längst machen können.
Michael. versucht die Hände herunterzulassen Das geht nicht.
Junger Polizist. zum älteren Polizist Sogar der Buchhalter zittert wie Espenlaub!
Älterer Polizist. Ich werde gleich auch vor Angst vergehen.
Michael. zu Polizisten Ich habe wirklich Angst.
Älterer Polizist. Stellen Sie nur vor, wie es uns geht! Töten Sie uns nicht! Bitte!
Junger Polizist. Wir können Ihnen noch nützlich sein.
Älterer Polizist. Ja. Wir werden Ihnen noch dienen. Ich werde Sie in meinem Landhaus verstecken, dass Sie kein Polizist bei helllichtem Tage mit der Lampe nicht finden wird.
Maria. Ich gebe Ihnen einen hohen Auftrag. Ihr Leben wird davon anhängen, wie gut Sie diesen Auftrag ausführen.
Junger Polizist. Wir sind zu allem bereit!
Älterer Polizist. Ja. Wir sind wirklich zu allem bereit.
Maria. Gut. Gleich werde ich es nachprüfen. Gabriel, bringe mal einen vollen Eimer und die Bodentücher. Vergiss auch den Besen und die Schaufel nicht.
Michael. Wofür?
Maria. Das wirst du später erfahren. der Mann geht aus dem Zimmer aus
Älterer Polizist. Bitte foltern Sie uns nicht! Tauchen Sie uns in Eimer nicht ein! Wir werden Ihnen alles schon so erzählen.
Maria. Worum sprechen Sie denn?
Junger Polizist. Bitte stecken Sie mir den Besen ins Gesicht nicht! Ich bin kitzlig.
Maria. Mein Gott! Sie sind zu zart und haben vor allem Angst!
Älterer Polizist. Darin liegt das Ziel unserer Arbeit – in Angst um allen zu sein.
Junger Polizist. Tags und nachts, ohne Feiertage...
Älterer Polizist. Das ist nicht nur die Arbeit, sondern unsere Bestimmung. Wir hadern aber mit unserem Schicksal nicht.
Maria. Ich habe für Sie etwas feines erfunden.
Junger Polizist. Wie werden Sie denn von uns etwas erfahren, wenn Sie uns die Lappen in Mund stecken werden? Wir sagten doch, wir teilen Ihnen jede Information mit.
Maria. Danke. Wir haben selbst genug geheime Informanten. Ich lasse Ihnen etwas mehr wichtigeres zu erledigen.
Michael bringt den Eimer, die Bodentücher, den Besen und die Schaufel.
Maria. Liebe Polizisten, da Sie viel Schmutzspuren hinterlassen haben, ich verurteile Sie zu...
Älterer Polizist. unterbricht Nicht in den Kopf schießen! Lieber in die Brust!
Junger Polizist. Und was ist daran besser?
Älterer Polizist. Weil wir die Panzerwesten anhaben, du Idiot!
Maria. Die Panzerwesten werden Ihnen nicht viel helfen. Ich verurteile Sie zu einer gemeinnützigen Arbeit zum eigenen Ziel.
Älterer Polizist. Gemeinnützige Arbeit? Sehr gerne! Was sollen wir machen?
Maria. Sie müssen den Boden wischen. Sehen Sie mal, wie viel Schmutz Sie gebracht haben!
Junger Polizist. Es ist uns ein leichtes!
Michael. Aber keine flüchtige Arbeit! Machen Sie alles ordentlich!
Älterer Polizist. Klar, lieber Buchhalter-Terrorist, machen Sie keine Sorgen! Wir werden alles so in Ordnung bringen, dass Sie ihren Treff nicht erkennen.
Michael. Und wie werden meine Freunde mich denn danach finden?
Junger Polizist. Sie können ihnen eine SMS senden.
Der junge Polizist nimmt den Besen und fängt an zu kehren, der ältere wischt den Boden.
Älterer Polizist. Es ist doch angenehm die Sache mit den intelligenten Terroristen zu tun haben. Sie verstehen doch, dass das feuchte Aufräumen keine Spuren hinterlässt. Die Expertengruppe hat hier dann nichts zu suchen. Reine Zeitverschwendung. Kein Tröpfchen Blut wird man nicht finden können.
Maria. sitzt auf dem Stuhl und beobachtet scharf auf die Arbeit Was das Blut angeht, soll man sich nicht geloben.
Junger Polizist. Uns wenn man doch etwas finden würde, würde man sowieso nichts beweisen können. Damit kann man die Sache sowieso nicht anfangen. Das kann ich Ihnen mit Verantwortung sichern, Frau...
Maria. Frau Ypsilon.
Junger Polizist. Die Konspiration. Das kann ich gut verstehen. Sogar uns möchten Sie Ihren Namen nicht verraten. Das ist auch richtig so. Wie man sagt, Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.
Bald sind die Polizisten mit dem Aufräumen fertig.
Älterer Polizist. schaut sich um Wie sauber! Das ist eine Augenweide!
Junger Polizist. Bei uns im Polizeirevier wird nie so ordentlich aufgeräumt.
Älterer Polizist. Sollen wie vielleicht noch Geschirr spülen?
Junger Polizist. Oder noch irgendwelche Hausarbeit erledigen?
Älterer Polizist. Wir sind immer für Sie da. Zu jeder Tages- oder Nachtstunde.
Maria. Im Namen der terroristischen Gruppe spreche ich Ihnen unseren Dank aus.
Die Polizisten einstimmig Wir dienen Osama bin Laden!
Michael. Nicht so laut! Das spricht man leise aus, aber von ganzem Herzen. Wiederholen Sie noch einmal!
Die Polizisten. Wir dienen al-Qaida!
Maria. Für solche Worte muss man Sie wirklich erschießen.
Älterer Polizist. War das schon übertrieben? Das kam nur von den zusammenströmenden Gefühlen.
Junger Polizist. Ich weiß, wie man richtig sagt: Wir dienen Frau Ypsilon!
Maria. Das ist schon mal etwas. Damit können wir uns voneinander verabschieden. Liebe Polizisten, erfüllen Sie weiter Ihre Funktion. Falls wie Sie wieder brauchen, werden wie Sie selbst finden. Unternehmen Sie keine Handlungen ohne meinen ausdrücklichen Befehl!
Älterer Polizist. Was für eine Frau!
Maria. Wenn Sie mich oder den Buchhalter zufällig begegnen, tuen Sie so, als Sie uns nicht kennten. Das sind die Konspirationsmaßnahmen in unserer schweren Zeit.
Älterer Polizist. Das verstehen wir. Uns, den Terroristen, ist gar nicht leicht. Die Belagerungen sind von allen Seiten... Massenmedien haben uns auch nicht besonders gern. Wir sind also bereit zu so viel wie nötig zu warten...
Junger Polizist. ...und immer Ihren Befehl auszuführen!
Maria gibt den Polizisten die Pistolen zurück. Michael umarmt seine nächtlichen Besucher und küsst sie zum Abschied. Die Tränen laufen den Polizisten über die Backen. Sie küssen Marias Hand und beteuern der Frau ihre Treue. Dann verlassen sie die Wohnung.
Vierter Auftritt
Maria und Michael bleiben allein.
Maria. Ich habe nie im Leben solchen Idioten getroffen. Haben sie etwa wirklich geglaubt, dass wir die Terroristen sind?
Michael. Ohne Zweifel. Der Buchhalter war aber nichts im Vergleich mit dir, Frau Ypsilon!
Maria. Dummköpfe!
Michael. Sie sind keine Dummköpfe, sondern die echten Polizisten. Sie leben in Phantasien und was auf der Hand liegt, merken sie nicht. Bis jetzt ist aber noch keinem eingefallen aus meiner Wohnung einen terroristischen Treff zu machen. Jetzt weiß ich nicht mehr, welchen festen Namen meine Wohnung tragen soll: Rennbahn oder Bunker?
Maria. Narrenhaus.
Michael. Vielleicht hast du recht. Ich weiß sogar, wer von uns verrückt ist.
Maria. Bin ich damit gemeint??
Michael. Du kannst aber gut von den Augen lesen.
Maria. Nun, danke.
Der Mann und die Frau brechen in Lachen aus.
Ende des ersten Aktes
Zweiter Akt
Am nächsten Tag. Die gleiche Ausstattung. Die Frau geht auf und ab um Zimmer. Sie trägt einen männlichen Schlafanzug. Ihr Kopf ist mit einem Handtuch umgebunden. Sie setzt sich auf das Bett und leidet unerträglich unter den Kopfschmerzen. Der Mann sitzt am Bartresen und betrachtet mit Vergnügen Ihr Leiden.
Erster Auftritt
Michael. Wie geht es dem Kater?
Maria. Sehr lustig.
Michael. Ich wollte nur wissen, wie es der Frau Ypsilon geht.
Maria. Schlimmer geht nicht. Ich habe doch gar nicht geschlafen.
Michael. Was hat es für einen Sinn? Ich bin gestern, wie einen normalen Mensch, um zehn Uhr ins Bett gegangen, aber bis jetzt habe ich kein Auge geschlossen. Erst der Rennfahrer, dann die Polizisten...
Maria. Hast du zufällig eine Tablette gegen Kopfschmerzen?
Michael. Ja, ich habe es. Ich gebe dir aber nicht.
Maria. Warum denn?
Michael. Willst du Genuss, so nimm auch den Verdruss. Gestern war dir sehr gut, dann muss dir heute richtig schlecht sein.
Maria. Du bist ein Sadist.
Michael. Ins Schwarze getroffen. Ich bin auch unkonventionell.
Maria. Meinst du homosexuell?
Michail. Warum denn sofort homosexuell? Ich meine die unkonventionellen sexuellen Phantasien.
Maria. Und wie es ist?
Michael. Die tief im Inneren verborgene Wahrheit kann ich dir noch nicht erzählen, da wir uns noch nicht lange kennen.
Maria. Es ist mir eigentlich egal, wie und mit wem du phantasierst. Ich muss anrufen.
Michael. Hast du dein ganzes Geld fürs Auto ausgegeben, dass es dir sogar für ein Handy nicht gereichet hat?
Maria. Mein Akku ist leer.
Michael. Wen möchtest du anrufen?
Maria. Was geht dich das an?
Michael. Das Handy gehört mir und ich möchte bloß wissen, wem du benachrichtigen möchtest, dass du noch am Leben bist.
Maria. Wenn es dich so interessiert... ich möchte Eugen anrufen.
Michael. Was ist das für einen Fant?
Maria. Er ist kein Fant. Er ist mein Freund.
Michael. Dein Freund? Verstehe ich richtig?
Maria. Du verstehst schon richtig, Gabriel.
Michael. Und möchtest du vor ihm in aller Pracht erscheinen?
Maria. Er hat mich in jedem Zustand gesehen.
Michael. Aber bestimmt nicht, in welchem ich dich gestern gesehen habe.
Maria. Ich verstehe nicht. Ist das eine Chantage?
Michael. Ja.
Maria. Mit welchem Ziel?
Michael. Mit keinem. Einfach so. Weil ich heute sowieso nicht mehr einschlafe, bitte ich dich diesen Tag mit mir zu verbringen.
Maria. Was hast du denn vor?
Michael. Warum muss ich unbedingt etwas vorhaben? Du bist gestern ganz unerwartet zu mir hereingefahren und heute bitte ich dich, mich noch einige Stunden nicht alleine zu lassen.
Maria. Hast du Angst in dieser Wohnung alleine zu bleiben?
Michael. Siehst du, wie gut du mich verstehst? Was sagst du? Abgemacht?
Maria. Gut. Aber nur bis Abend. Nicht länger.
Michael. Das ist alles, worum ich dich bitte, Frau Terroristin.
Maria. Höre auf mit dem blöden Namen! Sonst löse ich unser Abkommen auf, Herr Buchhalter.
Michael. Wir müssen aber dann dir für Eugen ein Alibi verschaffen.
Maria. Das ist nicht deine Sache.
Michael. Wie du willst. Ich wollte dir nur helfen.
Maria. greift sich an den Kopf Jetzt kann mir nichts helfen.
Michael. Wer weiß...
Er geht aus dem Zimmer aus und kommt bald mit dem Glas Wasser und ein Paar Tabletten.
Michael. Hier, trink!
Maria. Ist das ein Gift?
Michael. Das Gegengift.
Maria. Hat dieses Gegengift keine Nebenwirkungen?
Michael. Was meinst du? Meinst du ein Missbrauch? Darauf kannst du nur träumen.
Maria. Nein, daran habe ich nicht gedacht.
Michael. Dann sag mal! Glaub mir, wenn ich gestern die gute Gelegenheit nicht ergriffen habe, dann werde ich heute auch nicht. Du bist nicht mein Typ.
Maria. schluckt die Tabletten Du bist auch nicht mein Typ.
Michael. Und wer hat gestern gesagt, dass er meine Frau sehr beneidet?
Maria. Ich sagte ohne viel zu denken. Wo ist sie eigentlich? Und deine Kinder?
Michael. Sie hatten Angst vor dir und sind weggelaufen.
Maria. Ich meine ernst.
Michael. Sie sind auf dem Lande.
Maria. Und warum bist du nicht mitgefahren?
Michael. Ich bin geblieben, um auf die Wohnung aufzupassen. Als hätte ich gewusst, dass du kommst.
Maria. senkt den Kopf Ich werde den materiellen Schaden entschädigen.
Michael. Es wäre nicht schlecht, wenn du auch den moralischen Schaden nicht vergessen würdest. Und wie es ist?
Maria. Was meinst du?
Michael. Sind die Kopfschmerzen weg?
Maria. Ein wenig.
Michael. Das ist gut. Ich kann es kaum erwarten, wenn du noch von Gewissensbissen gepeinigt wirst. Und dagegen gibt es noch keine Tablette.
Maria. Ach, du bist ja nachträgerisch, Gabriel!
Michael. Tatsächlich? Das würde ich nicht sagen. Oder vielleicht werde ich langsam alt, weil ich die positiven Veränderungen nicht sofort merke, die mir nur in einer Nacht passierten.
Maria. Wieso habe ich deinen Schlafanzug an?
Michael. Durch Zufall. Gefällt es dir nicht mehr?
Maria. Doch. Ich kann mich einfach nicht an alles erinnern. Was ist passiert nachdem die Polizisten weggegangen waren?
Michael. Du hast dich totgelacht.
Maria. Und dann?
Michael. bedeutungsvoll Und dann...hast du weiter gelacht und mir blieb nichts anderes übrig, als mitzumachen.
Maria. Und wie lange haben wir denn gelacht?
Michael. Unendlich. Bis du dich nicht entschieden hast, duschen zu gehen.
Maria. Ich konnte doch nicht aus dem Badezimmer nackt ausgehen.
Michael. Bist du sicher?
Maria. Ich kenne mich gut.
Michael. Vielleicht doch nicht.
Maria. Wie schrecklich!
Michael. Nein, gar nicht schrecklich, glaub mir. Für so ein Modell würde jeder Künstler die Hälfte des Lebens bezahlen. Aber nicht der Buchhalter.
Maria. Warum der Buchhalter nicht?
Michael. Weil er, meiner Meinung nach, leichten Kaufs davongekommen ist. Er verlor nur seine...
Maria. Unschuld?!
Michael. lacht mit voller Stimme An diese Vergütungsform für meine Gastfreundschaft habe ich, ehrlich gesagt, nicht gedacht. Ich sprach nur über meinen Schlafanzug.
Maria. War das alles?
Michael. Ich bot dir meine Jeans und mein Hemd an. Du meintest aber, dass wir noch nicht so nahestehen und sagtest die Sachen ab. Was du aber an meinem Schlafanzug gefunden hast, verstehe ich immer noch nicht. Kannst du mir es erklären?
Maria. schweigt und denkt nach Vielleicht habe ich ihn mit meinem Nachthemd verwechselt.
Michael. Hat dich ein männlicher dunkelbrauner gestreifter Schlafanzug an deinem Zuhause erinnert?
Maria. Ja. Macht dir, Gabriel, aber keine Sorgen! Ich nehme ihn nach Hause, wasche ihn, bügele und schicke dir zurück mit der Post.
Michael. Ich habe schon verstanden. Du hast die Auge auf ihn geworfen und entschieden ihn unter einem passenden Vorwand - waschen und bügeln, zu stehlen.
Maria. Ich habe dir schon so viele Unbequemlichkeiten gebracht. Verzeih mir bitte!
Michael. Das werde ich tun. Aber erst dann, wenn du an die direkten weiblichen Pflichten gehst.
Maria. An die weiblichen Pflichten?
Michael. Klar doch nicht an die männlichen! Maria, du wunderst mich wirklich! Mit den männlichen komme ich selbst gut klar.
Maria. Was kann ich denn für dich machen?
Michael. Tue nicht, als ob du nicht verständest!
Maria. Ich verliere mich in Vermutungen.
Michael. Du bist undankbar. Du bist unter Bedachung, das Problem mit den Polizisten habe ich gelöst, dich von den Kopfschmerzen befreit und du...
Maria. Es tut mit leid, aber so schnell geht es bei mir nicht...
Michael. Das habe ich mir gedacht, dass du absagst... für einen Mann zu kochen.
Maria. froh Ach, das hast du gemeint! Und ich...
Michael. Und woran hast du gedacht? Ich habe Hunger.
Maria. Ich auch.
Michael. Über alles anderes können wir danach reden. Man sagt - erst der Magen, dann der Kragen.
Maria. Wo ist die Küche?
Michael. Kein Wunder, dass du gestern meine Küche gar nicht bemerkt hast. Du bist so schnell hereingefahren. An deiner Stelle hätte ich aber kurz da angehalten und mich interessiert, was ein Mann im Kühlschrank für die lieben und unerwarteten Gäste hat.
Maria. Ich bin dann im Augenblick fertig.
Michael. Nein, beeile dich nicht. Für mich selbst kann ich auch etwas schnell machen. Zeig deinen Fleiß, deine Findigkeit und dein Phantasie. Das ist vielleicht die einzige Chance, diene Scharte vor dem schlaflosen männlichen Teil der Menschheit auszuwetzen.
Maria. Und wenn deine Frau kommt?
Michael. Sie wird nicht kommen. Und wenn sie doch kommt, geht sie sowieso nicht in die Küche. Sie meint nämlich, das Schlafzimmer sei ihr einziger richtiger Platz.
Maria. Wie kocht sie gar nicht für dich?
Michael. Nein, überhaupt nicht. Obwohl sie es versprochen hat. Warum habe ich sie nur geheiratet? Mit der ehelichen Pflicht hat sie kein Problem. Wenn es aber darum geht, mir das Spiegelei zu machen, dann hat sie Migräne oder ihre Tage. Sie hat mich damit fertiggemacht. Koch mir also etwas leckeres, du liebe Frau, und dann kannst du mich um alles bitten. Ich schenke dir sogar, wenn du willst, meinen Schlafanzug.
Maria. Brauchst du nicht. Ich mache es gerne.
Michael. Gott hilft dir!
Maria. Was wirst du in der Zeit machen?
Michael. Ich werde mich meinen Gedanken hingeben. Warum fällt mir nur das aller schwierigste in der Welt zu? Armageddon, der verdiente Rennfahrer, die Polizisten... Sind das etwa meine Ehrenplichten? Oder habe ich nichts besseres verdient?
Maria. Hm
Michael. Eine richtig bedeutungsvolle und verständige Antwort. Nun, Gott sei dein Geleiter!
Die Frau geht in die Küche und der Mann steigt ins Auto ein und fängt an wie im Computerspiel zu spielen. Er dreht das Lenkrad und macht den Lärm des Rennautos nach.
Michail. kommentiert sein Rennen Runde fünfundzwanzig. Der Renner Michael Langer führt wie bisher. Er fährt sicher und lässt seine Konkurrenten nicht an sich heran. Maria kommt ins Zimmer herein und sieht womit Michael beschäftigt ist Die Konkurrenten verstehen seine Überlegenheit und entscheiden ihn in die Zange zu nehmen, damit er aus einer bald kommenden scharfen Kurve nicht herauskommt und sich tödlich stürzt. Hier kommt der eine von der rechten Seite, der andere - von der linken. Gleich wird es das Unverbesserliche geschehen und wir werden nie mehr das wunderschöne Lächeln des Rennfahrers sehen! Und seine Augen! Sie sind unübertragbar! Der Held der „Formel Eins“ sieht aber der Gefahr ins Auge. Gleich schneidet er in den Zuschauerhaufen ein! Nein! Im letzten Augenblick schafft der Rennfahrer die Bahnkurve zu ändern und stoßt sich gegen eine Stahlbetonwand. Was für ein Unglück! Die Tränen stören mich zu sprechen und das Herz schlägt beschleunigt... Die Frage ist, wie haben die Schiedsrichter es nur zugelassen? Warum wurde dieser Mensch, dieser gute Renner nicht gerettet?
Maria. He, Pegasus! Der Mensch und der gute Renner, was treibst du hier?
Michael. Ich fahre. Darf ich nicht?
Maria. Hier, schäle erst die Kartoffeln!
Michael. Ich? Ich habe doch Rennen!
Maria. Macht nichts.
Michael. Mich werden doch alle Konkurrenten überholen! Warum kannst du mich nicht verstehen, du Frau in meinem Schlafanzug?
Maria. Gabriel, du kannst also wählen: das leckere Essen oder die Siegerlorbeeren!
Michael. Brauchen wir wirklich keinen Lorbeer zum Kochen?
Maria. Wir können schon ohne ihn auskommen.
Michael. Du denkst an die Gewürze gar nicht.
Maria. Ich vergesse aber das Salz nicht. Ein wenig mehr von dem und ist jede Speise verdorben.
Michael. Von meinem Pokal kann ich dann nur träumen. Es ist zum Weinen!
Maria. Kluger Kopf! Zwiebel habe ich doch vergessen. Dann hast du die Möglichkeit zu Weinen.
Michael. Ich muss dich immer an alles erinnern. Wer von uns ist die Hausfrau?
Der Mann steigt aus dem Auto und schält die Kartoffeln. Die Frau bringt dann zwei große Zwiebeln. Michael schält die auch und weint dabei. Maria kommt zurück, um die geschälten Gemüse mitzunehmen.
Michael. Dir ist nicht genug, dass ich eine schlaflose Nacht verbracht habe. Du bringst mich noch zum Weinen.
Maria. Das ist so meine Art. Die Männer schluchzen mit mir normalerweise. Man muss zugeben, du hältst dich richtig gut.
Michael. Aber mit letzter Kraft. Mit letzter Kraft...
Maria. Das werde ich schon berücksichtigen.
Maria geht in die Küche.
Michael. riecht die Luft Es riecht so gut. Und was noch besser ist, es riecht nicht nach dem klopffesten Benzin, sondern nach dem Essen. Aber warum dauert es so lange? Stimmt, wenn eine Frau sagt „so schnell geht es bei mir nicht“, dann hält sie das Wort. Quälerin.
Maria. Wer ist die Quälerin? Ich?
Michael. Nein, klar nicht. Du bist ein sehr guter Mensch, aufgenommen die Zeit, wenn du das Auto fährst. Ich habe dich sofort durchgeschaut.
Maria. Das Essen ist da!
Michael. Frau sei Dank! In alle Ewigkeit!
Maria steht an dem Bartresen und füllt die Teller mit der Suppe. Dann sie ruft Michael.
Maria. Gehst du denn essen?
Michael. Ich gehe nicht, meine Geliebte. Ich fahre polizeiwidrig schnell.
Maria. Wie hast du mich genannt? Geliebte?
Michael. So nenne ich allen Frauen, die mich füttern.
Maria. Also allen.
Michael. setzt sich auf den Stuhl Ja, ohne Ausnahme.
Maria. Hast du die Hände gewaschen?
Michael. Warum soll ich die waschen, du reinliche Frau? Ich habe vor mit dem Löffel zu essen, nicht mit der Hand.
Maria. Schnell Hände waschen!
Michael. Nicht mit solchem Ton, mein Schatz! Recht hast du nicht.
Maria. Stehe vom Tisch auf!
Michael. Erst rufst du mich, dann verjagst. Entscheide dich doch, du Willensfrau.
Maria nimmt von Michael den Teller weg. Er geht ungern Hände waschen. Bald ist er zurück, fängt an zu essen und lobt Maria ohne Ende.
Michael. Bravo!
Maria. Schmeckt es dir?
Michael. Wunderbar. Ich würde gerne noch eine Portion essen. Eugen hat Glück. Ein richtiges Glück. Pause Ich bin satt. Danke dir. Für so ein leckeres Essen lasse mich dich küssen. Du hast es echt verdient.
Michael küsst Maria erst in die Wange, dann nicht beherrschend, in den Mund. Dafür bekommt er sofort eine Ohrfeige.
Michael. Wofür? Das war doch von ganzem Herzen.
Maria. Hast du doch verdient.
Michael. Höre Mal, bist du vielleicht alkoholabhängig? Gestern unter Alkohol hast du dich mit mir mehr oder weniger adäquat benommen im Vergleich mit heute. Schäme dich nicht, wenn du brauchst, ich habe noch Kognak für dich.
Maria. Ich bin von nichts abhängig. Ich bin unabhängig.
Michael. Wie meinst du es? Ich verstehe nicht ganz.
Maria. Wirst du auch nicht. Gehe besser das Geschirr spülen!
Michael. Befehle hier nicht! Die Abhängige!
Maria. Was? Wer bin ich?
Michael. Entschuldige mich! Zufällig entfahren. Ich habe sofort meine Schuld eingesehen und laufe schon in die Küche.
Er greift das Geschirr und geht aus dem Zimmer.
Michael. im Gehen Maria ist eine von keinem Alkohol abhängige Frau. Kognak ist auch keine Ausnahme.
Maria. Hätte ich nur gewusst, wie böse du bist, hätte ich lieber für dich gar nicht gekocht.
Michael. schreit aus der Küche Inhalation ist das beste Mittel gegen den weiblichen Alkoholismus. So gesagt, Dampf gegen Dampf.
Maria. Damit kennst du dich wohl gut aus. Wie gerne würde ich dir etwas Schlechtes antun!
Michael. kommt zurück Was denn genau? Ich höre dich mit gespannter Aufmerksamkeit.
Maria. Schade, dass ich gestern dein Bett nicht überfahren habe.
Michael. Was hält dich jetzt an? Sieh, ich lege mich hin und du kannst mich mit deinem schönen...
Maria. unterbricht Lass mich nur den Motor anstellen!
Michael. Nein, das Auto brauchen wir nicht. Ich meinte, du kannst mich mit deinem schönen raren Körper überfahren.
Maria. Da kannst du lange warten!
Michael. Bewältigst du nicht?
Maria. Doch. Du tust mir leid. Du wirst die Überbelastung nicht ertragen.
Michael. Mache keine Sorgen. Als ob ich hundert Kilogramm des weiblichen Lebendgewichtes auf dem Arm nicht gehalten hätte!
Maria. Was? Habe ich hundert Kilogramm??
Michael. Wie, mehr?
Maria. Weniger!
Michael. Schwer nachzuprüfen.
Maria. Warum denn?
Michael. Weil du Angst vor mir hast.
Maria. Ich vor dir?
Michael. Sicherlich.
Michael kommt an Maria und nimmt sie auf den Arm.
Maria. Und wie es ist? Schwer?
Michael. Nicht im geringsten.
Maria. Habe ich wirklich hundert Kilo?
Michael. Ja, du hast Recht. Du hast keine hundert Kilo. Du wiegst hunderteins Kilo.
Die Frau hat schon vor, etwas zu erwidern, als der Mann fängt ihre Lippen und küsst sie. Ein langer Kuss.
Pause.
Maria. Gabriel, stelle mich wieder hin!
Michael. Ich bin der Meinung, es ist dein einziger richtiger Platz. Du sollst immer auf meinem Arm bleiben.
Maria. Aber ich fühle mich nicht ganz wohl.
Michael. Du hast absolut Recht, Maria. Es lohnt sich nicht, dich nur zu halten und dabei nicht zu küssen.
Der Mann küsst die Frau und sie erwidert auf den Kuss.
Maria. Ich hoffe, ich habe für deine Gastlichkeit vollständig bezahlt.
Michael. Sag es nicht bitte. Du schulderst mir gar nichts. Ich nehme also deinen Kuss als Belohnung für mein einsames Leben.
Maria. Da hast du aber schnell über deine Frau und deine Kinder vergessen!
Michael. Das war nur ein Scherz. Ich habe weder eine Frau, noch die Kinder. Aber ich hoffe doch bald eine Familie zu haben.
Maria. Der Scherz ist zu Ende, aber die Pflichten gegenüber deiner Familie bleiben. Lass mich los!
Michael. stellt sie auf die Beine Glaubst du mir nicht?
Maria. Doch. Ich glaube, wenn ein Mann an sich selbst denkt, dann vergisst er über alles anderes.
Michael. Ich schwöre dir, dass ich keine Familie habe.
Maria. Klar nicht. Weil sie auf dem Lande ist.
Michael. Ich habe nie in Leben ein Landhaus gehabt und werde bestimmt nie haben!
Maria. Ich muss gehen.
Michael. Warte! Wenn dir mein wahres Wort nicht genügt, dann schaue meine Wohnung an! Das ist die Wohnung eines alten Junggesellen. Keine Familienfotos, Frauensachen, Spielzeuge, nichts, was zur einer Familienidylle gehört.
Maria. Gabriel, ich sehe schon, wenn mir einer lügt. Ich schäme mich für deine Frau.
Michael. Die einzige Lüge, die ich zugelassen habe, war, dass ich Gabriel heiße.
Maria. Na siehst du!
Michael. Obwohl das war ja eigentlich keine Lüge. Der Name hat einfach so gut mit deinem unerwarteten Erscheinen gepasst, dass ich offensichtlich vor Angst gescherzt habe.
Maria. Und wie heißt du in Wirklichkeit?
Michael. Michael.
Maria. Und deine Frau?
Michael. Schon wieder! Das ist wohl ein Paradox. Wenn ein verheirateter Mann sagt, dass er unverheiratet ist, man glaubt ihm. Und ich bin unverheiratet und wenn ich es sage, man glaubt mir nicht. Einem verheirateten Mann glaubt man und mir nicht. Das fasse ich nicht! Ich bin ein unglücklicher Mensch. Meine blühende Lüge nimmt man an und meine wahren Worte akzeptiert man einfach nicht.
Maria. Hast du alles gesagt?
Michael. Ja. Jetzt können wir eine Diskussion eröffnen. Wenn du natürlich nichts gegen hast. Dann bringen wir die offenen Fragen zur Abstimmung. Ich fürchte aber, dass das Ergebnis mir schon bekannt ist.
Maria. Und wie ist es?
Michael. Einer wird „für“ abstimmen, der andere „gegen“ und keiner wird sich der Stimme enthalten. Wenn aber Eugen noch mitstimmt, dann kann man alles abschreiben.
Maria. Verwickele ihn doch in diese Sache nicht!
Michael. Er ist bestimmt besser, als ich.
Maria. Sei sicher.
Michael. Deswegen hast du dich gestern betrunken gemacht.
Maria. Ich gehe jetzt. Mir fehlt es noch deine Beleidigungen zu hören.
Michael. Das ist ja echt ein Affenhaus. Ich weiß, wer uns noch fehlt.
Maria. Meinst du Eugen?
Michael. Wenn er ein Nervenarzt ist, dann meine ich gerade ihn.
Maria. Er ist leider kein Arzt. Ein Arzt war aber die ganze Zeit unter uns.
Michael. Wer ist denn von uns für eine Nacht einen Arzt geworden?
Maria. Es ist doch nicht schwer zu erraten.
Michael. Meinst du etwa dich?
Maria. Rege dich nicht auf. Ich bin wirklich eine Ärztin von Beruf.
Michael. Und dein Fach ist Narkologie...
Maria. Nein, ich bin Psychotherapeutin.
Michael. Und wie läuft es weiter?
Maria. Lass uns einfach vergessen, alles was zwischen uns passierte. Stelle dir vor, dass es nur ein Traum war.
Michael. Sprich mit mir wie mit einem Kranken bitte nicht. Ich bin jetzt nicht bei deinem ärztlichen Termin.
Maria. Das behaupte ich doch gar nicht. Du bist zu müde und hast dich nicht ausgeschlafen. Leg dich also auf das Bett hin.
Michael. Nein, möchte ich nicht.
Maria. Mit mir möchtest du dich auch nicht hinlegen?
Michael. Mit dir schon. Lockst du mich in die Falle?
Maria legt sich auf das Bett und ruft Michael langsam wie unter Hypnose zu sich.
Maria. Habe ich dir irgendwann gelogen? Siehst du, ich warte schon auf dich.
Michael. Auf mich?
Maria. Ja, nur auf dich.
Michael. Wird das jetzt geschehen?
Maria. Aber sicher. Komm doch mal!
Michael. Ich bin schon bei dir.
Der Mann legt sich hin. Die Frau fängt an ihm übers Gesicht zu streichen und versucht seine Augen zu schließen bekommen.
Maria. Fühlst du dich gut?
Michael. Das habe ich mir, ehrlich gesagt, ein wenig anders vorgestellt.
Maria. Alles, was mit dir passierte, war nur ein Traum.
Michael. Sehr spannender Traum.
Maria. Sehr schöner und romantischer Traum. Schließ die Augen.
Michael. Wenn ich sie schließe, du verschwindest.
Maria. Von mir hast du auch geträumt. Mich gab es gar nicht. Ich bin auch nur dein Traum. Deine Phantasie...
Michael. Und das Auto? War es ein schlechter Traum?
Maria. Das Auto gab es auch nicht.
Michael. Wie gab es nicht, wenn es hier neben dem Bett geparkt ist.
Maria. Das kommt dir nur vor.
Michael. Und die blöden Polizisten? Sie waren doch hier! Einer von denen hat sogar in mich geschossen!
Maria. Warum hat er dann dich nicht erschossen?
Michael. Weil er danebengeschossen hat.
Maria. Falsche Antwort. Er hat dich nicht erschossen, weil in einem Traum man nicht erschießen kann. In einem Traum kann man nur küssen, wie ich dich. Küsst ihn
Michael. Du bist viel besser, als die Polizisten.
Maria. Bald wirst du alles vergessen. Schlaf süß, Gabriel.
Michael. Ich bin kein Gabriel.
Maria. Gut. Du bist kein Gabriel. Du bist Michael.
Michael. Du bist eine gute Psychotherapeutin, aber schaffst doch nicht mich einzuwiegen.
Maria. singt ein Wiegenlied und Michael singt mit Schlaf, du Lieber, schlaf...
Michael schläft bald ein. Maria steht auf, kleidet sich um, schiebt das Auto aus dem Zimmer und fährt weg.
Michael wacht auf.
Michael. schreit Gestohlen! Gestohlen! Gestohlen!
Zweiter Auftritt
Andreas Kreis läuft ins Zimmer hinein.
Andreas. Sie wurden doch gestohlen! Ich wusste es!
Michael. Ich wurde bestohlen.
Andreas. Meine Stühle und mein Bartresen! Man kann nichts für einen Augenblick ohne Aufsicht lassen! schaut sich um und sieht seine Möbelstücke Alles ist da. Gott sei Dank!
Michael. Gestohlen!
Andreas. Höre auf wie ein Schoßhund zu heulen! Was wurde denn gestohlen?
Michael. Alles. Ich habe nur fünf Minuten eingeschlummert und die Frau und das Auto wurden gestohlen!
Andreas. Kannst du vernünftig erklären, welche Frau und welches Auto?
Michael. Die Frau ist schön und das Auto ist rot.
Andreas. Sehr ausführliche Beschreibung. Dann suchst du mindestens ein Leben lang.
Michael. Sage ich doch, ich wurde bis zum äußersten bestohlen. Wie kann ich jetzt ohne das Auto und die Frau weiter leben?
Andreas. Ich verstehe dich doch nicht. Grämst du dich mehr um das Auto oder über die Frau?
Michael. Über die Frau. Um das Auto ist mir auch schade.
Andreas. Und was ist dir wichtiger?
Michael. Die Frau ... im Auto.
Andreas. Man sieht einen Härtefall der Aneignung des fremden Eigentums.
Michael. Ja, vielleicht sind sie mir fremd, aber ich liebe sie.
Andreas. Das kann ich mir gut vorstellen, wenn es aber um eine Frau geht. Dein Interesse für ein rotes Auto ist mir doch nicht klar. Wo stand das Auto?
Michael. Die Frau lag auf meinem Bett und das Auto war neben geparkt. zeigt den Platz neben dem Bett
Andreas. Bist du nicht richtig im Kopf?
Michael. beruhigt sich ein wenig Was machst du eigentlich hier?
Andreas. Ich sagte doch gestern, dass ich heute komme.
Michael. Hast du keinen gesehen?
Andreas. Nein.
Michael. Sie können aber nicht spurlos verschwunden sein.
Andreas. Dass eine Frau bei dir im Bett lag, kann ich noch gut annehmen. Aber über das Auto im deinem Schlafzimmer brauchst du mir nicht zu erzählen. Kein Auto würde in diese Tür hineinpassen.
Michael. Du wirst das nicht verstehen. Ein Auto würde vielleicht doch nicht hineinpassen. Du hast aber diese Frau beim Fahren nicht gesehen.
Andreas. Michael, du bist wohl nicht bei dir. Du brauchst Bettruhe.
Michael. Du hast Recht. Ich muss wieder ins Bett und dann werde ich statt deiner abscheulichen Fresse ihr...
Andreas. Ihre Fresse?
Michael. Ihr Gesicht, du Idiot. Ich lege mich also hin. geht ins Bett und singt ein Wiegenlied. Andreas singt mit.
Michael. Mit solcher Stimme singt man nur am Friedhof.
Andreas. Du unterschätzt mich. Alle behaupten, dass ich einen wunderbaren selten guten Bariton habe.
Michael. Sie lügen. Wenn ich aber doch bei deiner Baritonstimme einschlafe, werde ich nie mehr wach.
Andreas. Übertreibe nicht. Armageddon wirst du auch unter der Erde erleben.
Michael. Daran zweifele ich gar nicht. schreit Ich wurde bestohlen! Ich bin ein unglücklicher Mensch!
Maria läuft ins Zimmer hinein.
Maria. Wer hat dich aufgewacht, Gabriel?
Michael. zeigt mit dem Finger Andreas.
Maria. Warum haben Sie es getan?
Andreas. Was denn?
Maria. Warum haben Sie Gabriel aus dem Heilschaf gestört?
Andreas. Gabriel? Ich kenne keinen Gabriel.
Maria. Sind Sie blind? Er steht doch vor Ihnen.
Andreas. Vielleicht bin ich blind geworden, aber ich sehe hier keinen Gabriel. Ich sehe nur Michael, meinen Buchhalter.
Michael. Seit wann bin ich „dein“ geworden?
Andreas. Seit eh und je. Ich habe den Raum doch gemietet. Hier sind die Schlüssel. zeigt Und du hast nicht geglaubt!
Michael. Zeig mal!
Andreas. Hier.
Michael. Andreas! Diese Schlüssel sind von deiner Wohnung!
Andreas. Na gut. Ich gebe zu, dass ich bisschen geschmückt habe. Morgen bekomme ich schon die Schlüssel. Warum braust du denn so auf? Wenn du möchtest, ich kann noch einmal für dich singen.
Michael. Es ist mir gar nicht nötig. Maria ist doch wieder da. Wo warst du, du grausame Frau?
Maria. Ich war einkaufen.
Andreas. Das ist also diese schöne Frau, die an deinem Bett lag?
Michael. umarmt die Frau Ja. Meine Rennfahrerin.
Andreas. Sie ist wirklich schön. Du hast nicht gelogen. Was aber das rote Auto in deinem Schlafzimmer betrifft, dann brauchst du mir keinen blauen Dunst vorzumachen. Armageddon kommt eher, als das Auto in deinem Schlafzimmer hingeriet.
Maria. Sie glauben also Gabriel nicht?
Andreas. Weder Gabriel, noch Michael. Ich glaube keinem. Kein recht guter Gastronom glaubt an so einen Hokuspokus nicht.
Michael. Pass auf, Andreas! Sonst stehe ich für mich nicht mehr ein!
Andreas. Das hat trotzdem mit der Sache nichts zu tun. Ich bin sicher, dass das Auto nie in deinem Schlafzimmer war und auch nie sein wird.
Maria. Haben Sie noch kurz Zeit?
Andreas. Jede Menge.
Michael. Ich aber nicht!
Maria. Ich auch nicht. Bleiben Sie also noch wenige Minuten und machen Sie Ihre Augen nicht zu!
Andreas. Ich werde sie für keinen Augenblick schließen.
Michael. Nicht dass sie ganz herausrollen. Zeig ihm, Maria! Ich glaube an dich.
Maria geht weg.
Andreas. Das ist ja der reine Zirkus! Sie speilen noch Komödie! Illusionisten!
Michael. Gleich nimmst du deine Worte zurück. Um so mehr wirst du sowieso die dramatische Wirklichkeit nicht verstehen. In meiner eigenen Wohnung war ich doch das Unfallopfer. Und die ganze Schuld lag an einer schönen Frau im roten Auto.
Andreas. zeigt ihm einen Vogel Bei dir stimmt doch wohl nicht ganz. Ich hoffe nur, dass mit deinen beruflichen Fähigkeiten alles in Ordnung geblieben ist.
Plötzlich hört man die Hupe und eine schöne Frau fährt mit einem roten Auto ins Schlafzimmer ein. Sie hält vor dem Bett. Michael macht die Tür auf und hilft Maria beim Aussteigen. Der Mann küsst die Frau.
Andreas. Sie haben mich hereingelegt! Richtig mir den Kopf gewaschen. Und mir macht das aber nichts aus.
Michael. Was sagst du denn?
Andreas. Habe ich etwas besonderes gesagt? Nach so einem Rüffel ist mir noch interessanter geworden, wie ihr das alles geschafft habt.
Michael. Das ist eigentlich ein strenges Geheimnis. Ich kann dir es aber meinetwegen anvertrauen. Es hängt alles von der Menge des getrunkenen Alkohols ab. Erst dann wird man den einzigartigen Armageddon erleben, auf dem man lange gewartet hat und den man verdient hat. Und bitte schon- eine schöne Frau im roten Auto ist in deinem Schlafzimmer.
Maria. Andreas, hören Sie ihn nicht. Das stimmt nicht. Es kann einfach vorkommen, dass ein einziger Kuss dein ganzes Leben auf den Kopf stellt.
Michael. Warum hast du diesem Gastronom unser Geheimnis verraten? Er wird mich dann mit seinen Küssen nicht in Ruhe lassen. Und ich liebe nur dich.
Maria. Und ich dich. küssen sich
Andreas. Und ich euch.
Michael. Ich glaube nicht an deine Gefühle.
Andreas. Ich bin immer noch neugierig zu erfahren, was ihr mir über euer Geheimnis noch nicht erzählt habt.
Michael. Wofür brauchst du es?
Andreas. Ich habe eine neue Idee. Was sagst du, wenn ich mich mit Autorodeo beschäftige?
Michael. Maria, halte mich in deinen Armen fest! Sonst lebt dieser verdiente Gastronom nicht mehr lange.
Maria. Spare deine Kräfte. Die werden wir noch brauchen.
Andreas. zu Michael Was gefällt dir eigentlich nicht? Du bleibst doch in jedem Fall meinem Buchhalter.
Michael. Nein.
Andreas. Doch. Übrigens den Bartresen und die Stühle kannst du behalten.
Michael. Meinst du ernst?
Andreas. Habe ich dir irgendwann mal gelogen?
Michael. Immer wieder.
Andreas. Du möchtest sagen, dass ich mich die Lüge zur Regel gemacht habe.
Michael. Absolut korrekt.
Andreas. Gut. Dann lassen wir uns unsere Gewohnheiten nicht in Vergessenheit geraten und ziehen mein Geschenk von deinem Gehalt ab. Ich meine natürlich das Gehalt des Hauptbuchhalters einer großen Firma, die sich in Autorodeo spezialisiert.
Michael. Mir ist alles klar. Weißt du, wann der Armageddon beginnt?
Andreas. Wann denn?
Michael. Wann mir die Geduld ausgeht.
Michael jagt Andreas nach und Maria läuft hinterher. Andreas springt ins Auto rein und schließt die Tür ab.
Andreas. Ich bin außer Reichweite.
Michael. Du bist in meiner Wohnung, du Idiot! Ich meine Gastronom. Fasse nichts im Auto an! Du hast sogar keinen Führerschein.
Andreas. Für einen Autorodeo braucht man es nicht.
Maria. Warum bist du so nervös?
Michael. Er macht dein Auto kaputt.
Maria. Wenn unter dieser Bedingung zwei glücklichen Menschen in Ruhe gelassen werden können, dann bin ich bereit diesen Eisenhaufen zu opfern.
Michael. umarmt die Frau Du bist eine wunderbare Frau! Für das Glück bist du bereit dein Auto zu opfern!
Maria. Bist du etwa nicht so?
Michael. Doch... Ich bin sogar noch besser.
Maria. Das Auto ist übrigens nicht nur mein, sondern unser.
Michael. Unser? Dieser Umstand ändert doch sofort die ganze Sache. Andreas, weg von meinem, ich meine unserem, Auto! Sonst wird den Armageddon dich letztendlich erwischen!
Andreas startet den Motor und fährt langsam weg.
Michael. Mein Auto wurde wieder gestohlen!
Maria. Ich bin doch geblieben.
Michael. Gut, dass du wenigstens geblieben bist.
Maria. Küsse mich.
Der Mann und die Frau küssen sich.
Michael. Mach dir keine Sorgen! Andreas fährt nicht weit weg.
Maria. Ich hoffe, dass er zu seinem Schlafzimmer fährt und da für immer bleibt.
Michael. Das rote Auto gibt er uns aber zurück. Er verschwindet sowieso nicht, da er einen professionalen Buchhalter braucht.
Maria. Und ich brauche einen Barkeeper und einen Uhrmacher.
Michael. Ich habe doch mehrere Gesichte!
Maria. Du wirst mir aber immer fehlen.
Michael. Ist das die Drohung von einer Psychotherapeutin?
Maria. Nein, die Warnung von einer liebenden Frau. Und glaub mir, das sind keine bloßen Worte.
Michael. Dann lass uns, meine Liebe, für einen Augenblick ins Schlafzimmer gehen.
Maria. Wir haben das Zimmer die ganze Zeit nicht verlassen.
Michael. In einem Schlafzimmer sein und schlafen – hießt nicht das gleiche. Das sage ich dir wie ein Mann.
Maria. Meinst du den tapferen Mann, der schlägt vor, nur für einen Augenblick ins Schlafzimmer zu gehen?
Michael. Ich wollte nicht, dass du dich aufscheuchst und dich anders überlegst...
Maria. Darauf kannst du nur hoffen. Ich bin für immer zu dir gekommen.
Michael. Dann parke in meinem Herz, du Rennfahrerin! Ich bitte dich aber sehr, mir die Autoschlüssel zu geben. Da der Armageddon ist nichts im Vergleich mit einer Frau am Steuer. küssen sich wieder
Vorhang fällt
Copyright by Dramaturgiewerkstatt Sergej Ianachi