Rollen:
1. Stefan Neumann, Nachtportier
2. Georg Donner, Hoteldirektor
3. Falk Eisner, Hotelgast in Zimmer 339
4. Luise Eisner, seine Frau
5. französische Sängerin in Zimmer 310
6. Isabella Meise in Zimmer 333
Im Hotel. Der Nachtportier ist mal wieder zu spät zur Arbeit gekommen. Der Direktor ist innerlich empört über diesen nicht mehr einmaligen Vorfall, der nicht gerade von gewissenhafter Einstellung zur Arbeit seines Untergebenen zeugt.
Den Anschein des Menschlichen wahrend, hört sich Herr Donner selbstlos die immer neuen Geschichten des Nachtportiers an und entlässt schließlich Stefan Neumann ohne besondere Gewissensbisse.
Doch der Direktor kann schließlich nicht selbst die Aufgabe des Nachtportiers übernehmen. Deswegen beschließt er, die Kündigung für den Nachtportier auf den morgigen Tag zu datieren. Im Vertrauen erzählt er diesem, dass im Hotel zwei Ehefrauen von Herrn Eisner angekommen sind.
Der Nachtportier meint, diesmal nicht ohne Grund, dass sich wiederum die ganze Welt gegen ihn verschworen hat, denn Polygamie ist schließlich eine Straftat. Erst nach weiteren Erklärungen wird vieles klarer. Denn die Geliebte des Herrn Eisner bekam das Zimmer 336, eine Suite, das Ehepaar aber kam in Nummer 339, einem Einzelzimmer, unter.
Über dieses Geheimnis soll und muss der Nachtportier wie ein Grab schweigen oder darf zumindest Eisners Ehefrau gegenüber nichts ausposaunen.
Alles wäre glatt gegangen, wenn sich der Hausmeister rechtzeitig darum gekümmert hätte, dass die entsprechende Zahl an der Tür von Nummer 339 auch wirklich fest angebracht ist. Denn der Hotelgast braucht nur mal etwas stärker mit der Tür zu schlagen: Dann dreht sich die Zahl 9 um die eigene Achse und wird zur 6.
Aus diesem Grund kommt es auch zur heillosen Verwirrung im Hotel während der Schicht des Nachtportiers.
Stefan Neumann darf aber auch nicht vergessen, dass ein älterer französischer Barde noch mit dem Nachtzug ankommen soll, der das Zimmer 310 zu bekommen hat. Nur wer dieser Barde ist und was er so macht, ist dem Nachtportier ein Rätsel. Doch trotzdem hört er aufmerksam dem Hoteldirektor zu, der ankündigt, Stefan diese Nacht nicht außer Acht zu lassen.
Was für Wünsche nicht alles von seiten der sündigen Hotelgäste auf den armen Kopf des Nachtportiers einprasseln! Da wünscht sich zum Beispiel der Gast von Zimmer 311 eine Liebesdienerin. Und noch dazu eine Jungfrau!
Wieder einmal läuft alles nicht so, wie es laufen soll.
Der Nachtportier sieht den angekündigten französischen Barden, wohlgemerkt eine ältere Frau, geradezu eine Großmutter, als leichte Dame an. Der Kunde hat schließlich immer recht und so schickt der Nachtportier sie in das Zimmer Nummer 311.
Aber da ist auch Herr Eisner, der die Gelegenheit nutzt, während seine Frau im Einzelzimmer eingeschlafen ist, um für ein paar Minuten am Tresen des Portiers zu verweilen und wegen Herztropfen zu fragen. Stefan gießt ihm sein persönliches hochprozentiges Elixier ein und der beschwipste Gast landet aus irgendeinem Grunde nicht bei der Geliebten, sondern wiederum in besagtem Zimmer 311.
Gegen drei Uhr morgens erwacht unerwartet die Ehefrau von Herrn Eisner, die nun natürlich anfängt, ihren Mann zu suchen. Erst nachdem die Frau dem Nachtportier zweimal laut und deutlich ihre Nummer 336 genannt hat, beschließt er kurzerhand, ihr das Geheimnis mitzuteilen. Als ihm klar wird, dass diese Frau nicht in der Suite wohnt, sondern im Einzelzimmer, beginnt der Boden unter den Füßen von Portier Neumann zu beben. Er hat es also doch ausgeplaudert ...
Die betrogene Ehefrau will das Liebespaar in der Suite stellen, doch alsbald kommt die Enttäuschte zum sympathischen Portier zurück. Um die Laune von Frau Eisner wenigstens etwas zu heben, geht er für einen Moment in ihr Zimmer und bleibt dort bis zum Morgen.
Der Direktor steht schon an der Bar und hört die Geschichte des Sündenfalls von Herrn Eisner, der eine leidenschaftliche Nacht in den Armen der Frau in Nummer 311 verbracht hat.
Für Herrn Direktor Donner gilt es als ausgemacht: An allem ist mal wieder nur der Nachtportier schuld, deshalb wartet er nur darauf, mit diesem abrechnen zu können.
Nach und nach klärt sich alles mehr oder weniger auf, als auch Herr Eisner mit ungläubigen Ohren von seiner Frau Worte des Dankes wegen der ausgezeichneten Ausführung seiner ehelichen Pflicht hört.
Jetzt will Herr Eisner den Schuldigen für seine angekratzte Ehre finden. Sein Verdacht fällt auf zwei Männer: den Herrn Direktor und den Nachtportier.
Es scheint, alle Geheimnisse seien offenbart, da bleibt noch eines.
Denn Stefan Neumann - ein armer Kerl und Schwätzer - arbeitet im Hotel ja nicht nur als Nachtportier, sondern auch als Hausmeister und sogar als Barkeeper.
Aber kann denn der Herr Direktor sich von allen drei wertvollen Mitarbeitern auf einmal trennen? Scheinbar nicht.
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